Als Chefplaner Hoch- und Höchstspannungsleitungen bei Elektrotrans in Tschechien trägt Luděk Krba dazu bei, dass Millionen Haushalte und zahlreiche Firmen zuverlässig mit Strom versorgt werden.
Luděk Krba wurde in der ehemaligen Bergarbeiterstadt Kladno (ehemals Kladen) bei Prag (Tschechische Republik) geboren. Eine Region, die im Wesentlichen vom großen Stahlwerk Poldi Kladno abhängt. „Meine Eltern und Verwandten haben im Werk gearbeitet, auch ich habe dort ein Praktikum gemacht“, berichtet er. „Weil ich ein Fachabitur im Bereich Elektrotechnik anstrebte, ging ich damals davon aus, dass ich einmal die Energieversorgung in einem großen Industrieunternehmen wie Poldi Kladno managen würde.”
Aber während des Studiums an der Technischen Universität Prag (ČVUT) bekam Luděk von Mitkommiliton:innen an der elektrotechnischen Fakultät einen Teilzeitjob als Planer bei Elektrovod vermittelt, eine Planungs- und Baufirma für Hoch- und Höchstspannungsleitungen. „Ich verrichtete dort einfache Tätigkeiten, sah aber riesiges Entwicklungs- und Innovationspotential. Beispielsweise programmierte ich damals eine Excel-Tabelle für bestimmte Berechnungen, die teilweise noch heute in der Planung zum Einsatz kommt.”
Im Frühjahr 1999 wechselte Krba zur ein Jahr zuvor gegründeten Elektrotrans, die Dienstleistungen für das Übertragungs- und Verteilnetz anbot. Das 2008 von VINCI Energies übernommene und in das Omexom-Netzwerk integrierte Unternehmen schien ihm von Anfang an „das fortschrittlichste mit den innovativsten Verfahren“. Seitdem liefert er mit seiner Abteilung die Komplettplanung für die Sanierung oder den Neubau von Hochspannungsleitungen.
Steigender Stromverbrauch
Wie ist seine Rolle definiert? „Ich löse alle Probleme, die bei so einer Baumaßnahme auftreten können. Egal ob Sanierung oder Neubau, die Arbeit ist dieselbe, auch wenn Neubauten juristisch kniffliger sind“, unterstreicht Krba. „Meistens geht es um Komplettsanierungen, denn diese Infrastrukturen sind häufig über 50 Jahre alt und müssen erneuert werden. Dann stellt sich insbesondere die Frage, ob wir die Masten ersetzen oder lieber spezielle Leiterseile verwenden.”
„BIM, digitale Zwillinge, Lebenszyklusmodellierung von Stromleitungen sind für uns ein Paradigmenwechsel.”
Neben dem Austausch alternder Leitungen wird auch die Leitungskapazität erhöht, denn der Strombedarf wächst – Stichwort Elektromobilität, Klimaanlagen, Wärmepumpen.
Krba hat noch eine weitere Erklärung dafür, warum immer mehr Aufträge hereinkommen: „Es geht um den Ausbau der Betriebskapazität des Stromnetzes. Häufig werden alternative Trassen gebaut, so dass bei Bedarf eine Leitung abgeschaltet werden kann. Last but not least erfordert auch die Einspeisung grünen Stroms neue Übertragungsinfrastrukturen.”
Großbaustelle Digitalisierung
An Projekten herrscht also kein Mangel, und sie sind äußerst vielfältig: beispielsweise die Versorgung der Gigafactory in Línĕ bei Pilsen mit einer 400 kV-Leitung oder die Anbindung eines großen Photovoltaik-Parks mit einer 700-Ampère-Leitung – die vorhandene hatte nur 500 Ampère.
Das größte laufende Projekt von Krba ist jedoch die 2012 begonnene „ganz neue Leitung V406/407 von Kočín nahe dem Kernkraftwerk Temelín nach Mírovka, ein Umspannwerk bei Havlíčkův Brod (ehemals Deutschbrod)“. Ein wichtiger Meilenstein wird im Frühjahr 2025 mit der Lieferung der Ausführungsplanung für 121 km Stromleitung erreicht, „die längste in Tschechien“.
Der Chefplaner von Elektrotrans unterstreicht, dass er in seinem Metier bisweilen sehr schnell reagieren muss. „Ich werde mich ewig an den 14. August 2003 erinnern. Ein Sturm nahe der westtschechischen Stadt Kadaň hatte die Leitung V465/466 zerstört. Am Freitag bekamen wir den Planungsauftrag für den Wiederaufbau der Masten. Am Mittwoch darauf war das Projekt abgeschlossen.”
Schnelle Reaktionen sind also das A und O, aber auch gründliches Arbeiten. In diesem Sinne freut sich Luděk Krba über die Digitalisierung in seinem Fachgebiet. „Zunehmend ist die Rede von BIM [Building Information Modeling], digitalen Zwillingen, fortschrittlichem Design und Lebenszyklusmodellierung von Stromtrassen“, hebt er hervor. „Für uns ist das ein Paradigmenwechsel, der uns die Arbeit sicher erleichtern wird. Unser größter Kunde, der tschechische Stromnetzbetreiber ČEPS, startet in diesem Jahr ein Pilotprojekt, und ich bin auf die Ergebnisse gespannt.”
In der Zwischenzeit verpasst der Stromleitungs-Fan auch im Urlaub keine Gelegenheit, von anderen zu lernen. So war er kürzlich in den Beskiden, einem Gebirgszug der Karpaten. Dort wird gerade eine 400 kV-Leitung grundsaniert. „Natürlich war ich vor Ort und habe mit angeschaut, was dort anders gemacht wird als bei uns!”
16/06/2025