Salzburgleitung: Außergewöhnliches Projekt von strategischer Bedeutung
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Bergige Umgebung, strenge Umweltvorgaben, Grundstücke in Privatbesitz – die im Mai 2024 von Omexom fertiggestellte Salzburgleitung war aufgrund der Gegebenheiten und der strategischen Bedeutung für die österreichische Energiewende ein einzigartiges Projekt.

©Standout Media
Der Bau der Salzburgleitung von 2019 bis 2024 war das bisher größte Elektroinfrastrukturprojekt Österreichs. Die neue Hochspannungsleitung ist für die Energiewende von entscheidender Bedeutung und soll dem Land die Erreichung seiner Klima- und Energieziele ermöglichen.
Bereits 2030 möchte die Alpenrepublik nämlich ihren gesamten Strombedarf klimaneutral decken, was einen Zuwachs bei den Erneuerbaren von etwa 27 TWh bedingt. Um jedoch überschüssigen Sonnenstrom von Ostösterreich zu den Speicherkraftwerken im Westen leiten zu können, ist ein leistungsfähiges Stromnetz erforderlich. Genau darum geht es bei der im Mai 2024 fertiggestellten Salzburgleitung, welche die Übertragungskapazitäten versiebenfacht. Bericht über ein unter mehreren Gesichtspunkten einzigartiges Projekt.
Außergewöhnliches Bauvorhaben
Omexom, die Energieinfrastrukturmarke von VINCI Energies, wurde von Netzbetreiber Austrian Power Grid mit der Errichtung der Leitung beauftragt. Zu den Besonderheiten der Baumaßnahme zählten das alpine Umfeld und die vielen Privatgrundstücke, die zu berücksichtigen waren.
„Allein schon die Leitungsführung war eine nie dagewesene Herausforderung“, bestätigt Jens Schulz, Division Manager Overhead Line Construction bei Omexom Hochspannung (Deutschland, Österreich, Norditalien). „Unter anderem galten für unsere Arbeiten strenge Umweltauflagen mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Beeinträchtigungen für Umwelt und Anwohner:innen vom ersten Spatenstich an und über die gesamte Betriebsdauer der Leitung hinweg so gering wie möglich sind.“
Diese Anforderungen waren auch angesichts des schieren Projektumfangs schwierig zu managen: 76 Masten mit Höhen von bis zu 100 Metern mussten errichtet werden, zwei 380 kV-Masten wurden demontiert und ein provisorischer 22 kV-Mast aufgestellt, um auch während der Bauarbeiten die Versorgung des Salzburger Umspannwerks zu gewährleisten.
Im Rahmen des im Mai 2024 abgeschlossenen Projekts wurden letztlich 22,3 km Freileitung neu errichtet und 1,7 km umgestaltet. Höhepunkt dieser atypischen Baumaßnahme: Die Montage des Nocksteinmastes auf 915 Höhenmetern. Er beeindruckt nicht nur durch seine technischen Daten (111,69 Tonnen schwer, 34,40 m hoch, 42,20 m breit), sondern auch durch sein außergewöhnliches Design, das von einem Architekturbüro nach einem entsprechenden Ideenwettbewerb konzipiert wurde.
Technische und ökologische Herausforderungen
Als Generalunternehmer war Omexom auch für die Nebenarbeiten zuständig, etwa den Bau von Straßen und Fundamenten sowie die Landschaftsgestaltung.
„Allein schon die Leitungsführung war eine nie dagewesene Herausforderung.”
„Mehrere Masten wurden im Gebirge errichtet, wo es entweder gar keine oder nur streng reglementierte Zuwegungen gab. Deshalb konnten wir nicht die üblichen schweren Bau- und Montagemaschinen einsetzen oder vormontierte Masten installieren“, erläutert Schulz.
„Wir verwendeten eigens entwickelte, 100 bis 150 Meter lange Seilbahnen, um Material und Gerät zu den Maststandorten zu bringen“, fügt er hinzu.
Eine weitere Herausforderung: der Terminplan. Ein Teil der Maststandorte und Zuwegungen befand sich auf Privatgrundstücken, und die Verhandlungen mit den Eigentümer:innen mussten in der Ablaufplanung berücksichtigt werden. Die Omexom-Teams mussten sich auch an den Rhythmus der Natur anpassen, insbesondere an kleine Amphibien, Reptilien und Vögel wie das bedrohte Große Auerhuhn, das lokal vorkommt. Ganz zu schweigen von der Jagdsaison von Juli bis August, während der nur wenige Arbeiten in dem Bereich stattfinden konnten.
„Während der Baumaßnahme wurden 17 km Amphibienzäune installiert. Wir haben über drei Dutzend Weiher an den Maststandorten eingerichtet. Diese Weiher sind zwischen 25 und 500 m² groß und schaffen neue Lebensräume für die lokale Tier- und Pflanzenwelt. Außerdem haben wir entlang der Trasse Totholzhaufen für Insekten, Reptilien und Kleinsäuger angelegt“, erläutert Schulz.
Im Rahmen des Projekts stellte Austrian Power Grid rund 47 Mio. Euro für Schutzmaßnahmen während der Bau- und Betriebsphase ab. Insgesamt wurden knapp 200 Ausgleichsmaßnahmen für Fauna und Flora auf etwa 1.100 Hektar umgesetzt.
Langfristig stellt die Trasse der Salzburgleitung eine deutliche Verbesserung gegenüber der bisherigen Infrastruktur dar, denn sie ersetzt 65 Leitungskilometer mit 229 Masten – ein echter Mehrwert für Anwohner:innen und Natur.
Kennzahlen
22,3 km. Länge der neuen, von Omexom im Rahmen des Salzburgleitung-Projekts gebauten Trasse
915 m. Der höchste Punkt der Leitung am Nocksteinmast, einem 111,69 Tonnen schweren, 34,40 Meter hohen und 42,20 Meter breiten Strommast
200. Anzahl der Ausgleichsmaßnahmen für Fauna und Flora, die auf etwa 1.100 Hektar umgesetzt wurden
47 Mio. Euro. Budget für Naturschutzmaßnahmen während der Bau- und Betriebsphase des Projekts
15/07/2025