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Gemeinsam mit dem Zukunftsforschungsinstitut Onepoint hat das Pariser Nahverkehrsunternehmen RATP Dev die grundlegenden Zukunftstrends untersucht, die ab 2030 die Mobilität prägen könnten. Klima, Demographie, Technik, Wirtschaft…alles ist im Wandel. Mit diesen Aspekten befasst sich nun eine Studie auf Grundlage von 50 Interviews mit internationalen Fachleuten aus einem knappen Dutzend Ländern.
15/09/2025
Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen haben Auswirkungen auf Betrieb und Nutzung der Verkehrsinfrastruktur. Die Entwicklung nachhaltiger Verkehre ist umso notwendiger, als der Sektor für 15 % des weltweiten Treibhausgasausstoßes steht. Die Verkehrsunternehmen müssen bereits heute massiv in erneuerbare Energieträger wie Strom oder Wasserstoff, die Ertüchtigung der Infrastruktur und die Fahrgastsicherheit investieren.
Vandalismus, Kriminalität, Gefahr von Cyberangriffen oder Epidemien: Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV reagieren zunehmend auf Faktoren, die sich qualitäts- und komfortmindernd auf ihre Fahrten auswirken. 17 % verzichten deswegen sogar ganz auf Busse und Bahnen (Quelle: RATP Dev, Internationale Untersuchung zum öffentlichen Verkehr, 2023). Daher braucht es ein besseres Verständnis der Faktoren, die Einfluss auf die gefühlte Sicherheit haben, und den Einsatz neuer Technologien (KI, Sensoren, Biometrie, mobile Anwendungen) – natürlich unter der Voraussetzung transparenter Systeme und unter Berücksichtigung des Datenschutzes.
Multiaktivität, Homeoffice, Work-Life-Balance – unser Bezug zur Arbeit hat sich gewandelt und Beschäftigte bringen heute neue Erwartungen mit, unter anderem die berühmte „Sinnfrage“. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, Personal zu gewinnen und zu halten müssen Wirtschaft und Verwaltung eine attraktive Arbeitsorganisation und -umgebung anbieten. Aufgrund der parallel fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung geht der berufliche Trend in Richtung mehr Produktivität und größere Wertschöpfung. Weil Service zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird die Wirtschaft immer umfangreichere Schulungsmaßnahmen für den Umgang mit Kund:innen auflegen müssen.
2050 leben drei Viertel aller Menschen in Städten und 22 % sind über 60. Diese grundlegende demografische Entwicklung erfordert eine Anpassung von Verkehrsdienstleistungen und -infrastrukturen, um den zukünftigen Bedarf einer alternden Bevölkerung abdecken, generationenübergreifende Mobilitätslösungen anbieten und den gleichberechtigten Zugang zu einer Mobilität für alle sicherstellen zu können.
Während die Digitalisierung unsere Konsumgewohnheiten revolutioniert und die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit von Dienstleistungen erhöht, setzen die Verkehrsunternehmen auf immer stärker vernetzte, immersive und spielerisch nutzbare Anwendungen und Lösungen, um so ein möglichst markantes Mobilitätserlebnis sicherzustellen. Unter anderem wünschen sich 81 % aller Verbraucher:innen, dass es bis 2030 eine einheitliche App zur Bestellung und Bezahlung aller Mobilitätsdienstleistungen gibt. Mega-Apps und Plattformen, die Zugriff auf ein komplettes Verkehrsdienstleistungs-Ökosystem bieten, sind demnach im Aufwind.
Willkommen im Zeitalter der intelligenten Mobilität: Mithilfe von Sensoren und Technik an Bord der Fahrzeuge erzeugen Infrastruktur, Betriebspersonal und Fahrgäste in Echtzeit Datenströme, die wiederum zur Betriebsoptimierung und Verbesserung der Verkehrssystemleistung eingesetzt werden. Insgesamt investieren laut eigener Aussage 60 % aller im Verkehrssektor tätigen Führungskräfte in KI, IoT und Web3, um für einen reibungslosen, sektorenübergreifenden Verkehr zu sorgen, sichere Fahrten zu gewährleisten und die Kosten für die Kund:innen zu verringern.
Der Druck auf die öffentliche Hand zur nachhaltigen Finanzierung von Mobilitätslösungen wächst allerorten. Verkehrsunternehmen müssen durch Betriebsoptimierung und die Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen ihre Kosten senken. Wirtschaftliche Standards werden überdacht, Möglichkeiten wie etwa öffentlich-private Partnerschaften stehen im Mittelpunkt des Interesses. Ein weiterer Transformationsschwerpunkt: Die Zusammenarbeit zwischen Anwohner:innen, Behörden vor Ort und Organisationen, um die Dienstleistungen harmonischer in die Lebensräume zu integrieren und bedarfsgerechter zu gestalten.