Vom Bedarf ihrer Business Units ausgehen und bestehende Systeme nutzen: Auf diese Methode setzt VINCI Energies mit ihrer Business Unit DIANE, um dauerhafte, effiziente KI-Lösungen zu entwickeln und auszurollen.
Im Verlauf des Jahres 2024 hat sich die Zahl der Unternehmen, die über 100 Millionen Dollar in KI investieren, mehr als verdoppelt. Dies ergibt sich aus einem Bericht von Bain & Company, der bis 2027 von einem jährlichen weltweiten Wachstum des KI-Marktes zwischen 40 und 55 % ausgeht. Angesichts dieser explosionsartigen Entwicklung darf allerdings die Frage der Rendite nicht vergessen werden. Es geht in der Tat darum, über die reinen POCs (Proofs of Concept) hinaus effiziente, nützliche und rentable Modelle zu implementieren.
Allerdings kommen derzeit viele KI-Entwicklungen nicht über das experimentelle Stadium hinaus. Wie kann die Schwelle zum MVP (Minimum Viable Product) überwunden werden, um dann mehrere Anwendungsfälle zu entwickeln, die Lösung schließlich zu skalieren und den Return on Investment zu maximieren?
„Große Firmen stehen hier vor einer doppelten Herausforderung“, bemerkt Alain Grisval, Senior Technical & Innovation Expert bei Omexom, der Energieinfrastrukturmarke von VINCI Energies. „Sie müssen erstens bei der Festlegung der zu hybridisierenden, zu modernisierenden oder auch auslaufenden Anwendungen die vorhandenen Systeme berücksichtigen. Zweitens müssen sie bei der Festlegung der Verbreitungswege ihr Organisations- und Arbeitsmodell einhalten.”
Im Start-up-Modus
VINCI Energies hat beschlossen, einen neuen Geschäftsbereich zu entwickeln, der sich mit der KI-Einführung in ihren Marken, Business Units und Branchen befasst. DIANE (Französisch für: Digitalisierung und KI für unsere Business Units) wurde 2020 mit Unterstützung von Leonard aus der Taufe gehoben (siehe Kasten) und 2022 zur Business Unit. Heute hat sie ein Dutzend Mitarbeitende. Ihre Aufgabe besteht darin, gemeinsam mit den Business Units von VINCI Energies Lösungen zu entwickeln, die einen Wettbewerbsvorteil bieten. Das Ziel? Für jedes Fachgebiet von VINCI Energies soll mindestens eine Lösung implementiert und der Zeitaufwand für repetitive, langwierige und automatisierbare Aufgaben dadurch halbiert werden.
„DIANE soll die KI zur Verbündeten unserer Gruppe machen“
Um dies zu erreichen, arbeitet DIANE wie ein Start-up, erklärt BU-Leiter Stéphane Maviel. „Zur Bestandsaufnahme gehen wir in die Business Units vor Ort. Wenn sich die Möglichkeit zur Implementierung einer KI-Anwendung ergibt, erstellen wir gemeinsam mit einer BU-eigenen Fachkraft ein Lastenheft. Auf dieser Grundlage entwickeln wir zunächst eine Basislösung für die so genannten „Early Adopters“.“
SprinkIA und Solux
So wurde SprinkIA konzipiert, eine Lösung zur Auslegung von Sprinklernetzen. Das sind Wasserlöschanlagen, die an den Decken von Dienstleistungs- und Industriegebäuden installiert werden und dort für den aktiven Brandschutz sorgen. Sie kam bereits auf Dutzenden von Baustellen zum Einsatz, etwa am Standort von ACC – Automotive Cells Company im nordfranzösischen Douvrin. Die dortige Anlage mit 37.000 Sprinklerköpfen konnte deutlich schneller berechnet werden als mit einer herkömmlichen Sprinklerplanung, und das bei einer Fehlermarge von nur 0,4 %.
Eine weitere, DIANE zu verdankende Entwicklung ist Solux, eine Berechnungslösung für Stadtbeleuchtungsnetze, an deren Konzeption und Entwicklung zwei Jahre gearbeitet wurde. 2022 reichte Citeos Ingénierie Nord das Thema bei den Fachleuten von DIANE ein, 2024 war das MVP (Minimum Viable Product) fertig und wurde getestet; schließlich entstand ein ökonomisch tragfähiges Modell auf Abo-Basis. Besser noch: „Wir haben die internationale „Skalierbarkeit“ des Angebots geprüft, und Solux wird von VINCI Energies nunmehr auch in Australien angeboten – dort läuft gerade eine Ausschreibung der Stadtverwaltung von Canberra“, so Grisval.
Offene digitale Plattform
Zählung und Lageberechnung von Bauteilen anhand von PDF-Plänen, optimierte Instandhaltung, Angebotsprüfung, verbesserte Dokumentenerstellung, Chatbot…. in den verschiedenen Geschäftsfeldern von VINCI Energies werden derzeit zahlreiche Rechenmodelle entwickelt oder getestet.
Um ihre Projekte bekannt zu machen und deren Verbreitung zu beschleunigen, hat DIANE für alle Business Units von VINCI Energies eine digitale KI-Hostingplattform eingerichtet. „Die Aufgabe von DIANE besteht darin, die KI zur Verbündeten unserer Gruppe zu machen“, so Maviel. „Um die KI dauerhaft und rentabel zu entwickeln, müssen wir bereits in der Konzeptphase die am stärksten betroffenen Nutzer:innen einbinden. VINCI Energies ist dezentral organisiert, so dass wir nach dem „Bottom-up“-Prinzip arbeiten können – das heißt agil und ultraschnell. Im KI-Bereich ein wahrer Luxus!”
Leonard sorgt für branchenorientierte KI-Lösungen
Seit ihrer Gründung stützt sich DIANE auf Leonard, die Zukunftsforschungs- und Innovationsplattform des VINCI-Konzerns. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die KI innerhalb des BU-Netzwerks von VINCI Energies zu bewerben und zu verankern. „Bereits 2019 stellte Leonard eine Fachgruppe zusammen, die über die branchenspezifischen Anwendungsmöglichkeiten der KI innerhalb von VINCI Energies nachdenken sollte. Das war damals ziemlich bahnbrechend“, erzählt Julien Villalongue, Leonard-Direktor. „Rasch erkannten wir, dass es in praktisch allen Geschäftsbereichen Anwendungsmöglichkeiten gibt, aber auch, dass die Anwendungsfälle von der Basis, von den Business Units kommen müssen. Aus dieser sehr betriebs- und praxisorientierten Vision heraus entstand DIANE. Seit 2020 betreibt Leonard ein einzigartiges Förderprogramm – sowohl vom Ansatz als auch dem unglaublich raschen Wachstum her. Dessen Bilanz ist mehr als ermutigend: Innerhalb der letzten fünf Jahre haben wir etwa 60 Projekte begleitet, 2025 kommt ein weiteres gutes Dutzend hinzu.”
17/04/2025