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Erdwärme ist im Kommen – gilt sie doch als klimafreundliche Energie aus lokaler Produktion. Sie wird in immer mehr Gebäuden genutzt. Beispiele aus Belgien und Portugal mit zwei Projekten, an denen auch Business Units von VINCI Energies Building Solutions beteiligt sind.

Erdwärme ist eine klimafreundliche Energiequelle aus lokaler Produktion, deren Nutzung in Städten stetig zunimmt, insbesondere zur Einspeisung in Fernwärmenetze. Dabei zirkuliert eine Flüssigkeit tief unter der Erde, erwärmt sich und wird dann wieder an die Oberfläche gepumpt.

Im Zusammenspiel mit Wärmepumpen können mit Geothermie Gebäude beheizt, aber im Sommer auch gekühlt werden, weil dann die Außenluft wärmer ist als das Erdreich. Zur Erdwärmegewinnung stehen mehrere Verfahren zur Verfügung (siehe Kasten).

Zahlreiche Erdwärmeprojekte in Belgien

Bereits seit mehreren Jahren beschäftigen sich die Business Units von VINCI Energies Building Solutions mit dieser alternativen Energiequelle. So auch die belgische Hooyberghs HVAC. „Unsere BU hat viel Erfahrung, sowohl in der Hydraulik als auch bei der Zusammenstellung der Anlagenkomponenten. Für die Erdbohrungen arbeiten wir unter anderem mit der Fachfirma SMET zusammen“, erläutert Gerry Hannes, BU-Leiter bei Hooyberghs HVAC.

Die Business Unit hat bereits mehrere Projekte abgewickelt, wobei sie in den letzten Jahren verstärkt auf die Aquiferspeicherung (ATES) setzt, sofern die geologischen Bedingungen dies erlauben. „Das ist die kostengünstigste Methode, um Erdwärme in Gebäuden zu nutzen“, unterstreicht Hannes.

Derzeit ist Hooyberghs HVAC dabei, eine neue Infrastruktur auf einer Militärbasis zu installieren. Ab Mai 2025 montiert die BU die technischen Anlagen, darunter ein ATES-System mit mehr als 3 MW Leistung. Das Projekt soll im April 2026 abgeschlossen werden.

Geothermie sorgt für mehr Energieeffizienz und eine bessere Klimabilanz.

„Die größten Herausforderungen bei diesem Projekt sind die behördlichen Vorschriften und Auflagen. Es müssen nämlich Vorkehrungen getroffen werden, damit die Temperatur des Wassers, dass in das ATES eingespeist wird, 25°C nicht übersteigt“, unterstreicht Hannes.

Hooyberghs HVAC koppelt Wasser-/Wasserwärmepumpen mit den geothermischen Anlagen. „So erhalten wir eine hohe Leistungszahl (EER, Energy Efficiency Ratio).”

„Je höher die Leistungszahl, desto effizienter die Anlage. Die Wasser-/Wassertechnik kann den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung um den Faktor 5,5 verringern, Luft-/Wasserwärmepumpen nur um den Faktor 2,5. Und durch das Erdwärmesystem bekommen wir 12°C kaltes Wasser für die Gebäudekühlung zum Nulltarif“, so der BU-Leiter von Hooyberghs HVAC.

Projekt „Ombria Resort“ in Portugal

In Portugal hat sich eine weitere Business Unit von VINCI Energies Building Solutions zur echten Fachfirma für Geothermie entwickelt. Ihr jüngstes Projekt in diesem Bereich ist „Ombria Resort“, ein Luxus-Immobilienprogramm an der Algarve im Süden des Landes. Sotécnica spielte eine zentrale Rolle bei diesem Erdwärmeprojekt.

Wir konnten auf unser umfangreiches Know-how im Anlagenbau zurückgreifen und erfolgreich moderne KHL-Systeme, eine zentrale Leitwarte sowie die komplette Sanitärtechnik integrieren. Zudem waren wir für den Bau der Löschwasser- und Gasversorgung zuständig“, erläutert Tiago Mendes, Vertriebsleiter bei Sotécnica.

Bei dem am 01.10.2024 eröffneten Ombria Resort kamen neben Erdwärme weitere nachhaltige Lösungen zum Einsatz: Bioklimatische Architektur nahe am Passivhausstandard, Solarenergie, Regenwasserrückgewinnung für die Bewässerung der Grünflächen und Abfallmanagement.

©Ombria Algarve

Dafür mussten allerdings zahlreiche Herausforderungen bewältigt werden, so Mendes. „Wir mussten einen ganzen Strauß an Nachhaltigkeitsstandards und -verfahren berücksichtigen, an das regionale Klima angepasste, energieeffiziente KHL-Systeme installieren und ein ausgeklügeltes Regenwassermanagementsystem entwickeln. Das erforderte sorgfältigste Planung und Bauausführung.”

„Außerdem mussten wir moderne Technik mit den traditionellen Bauverfahren an der Algarve in Einklang bringen und last but not least mit zahlreichen Projektbeteiligten zusammenarbeiten, Architekt:innen, Ingenieur:innen und Unternehmer:innen, um für eine transparente Integration der Systeme und Komponenten zu sorgen“, fügt er hinzu.

Letztlich führt die Geothermie-Lösung im Ombria Resort zur mehr Energieeffizienz, weniger Energieverbrauch und geringeren Versorgungskosten. Diese erneuerbare, zuverlässige Energiequelle verbessert die Klimabilanz der Anlage beträchtlich.

Außerdem belegt ein Erdwärme-System nur eine geringe Fläche und macht weder Lärm noch Abgase. Alles Vorteile, die diesen Energieträger zu einer interessanten, ökologischen Alternative machen.


ATES, BTES oder SWAC?

Es gibt zwei Verfahren zur Nutzung von Erdwärme. Das eine nutzt das ATES-System (Aquifer Thermal Energy Storage oder Aquiferspeicherung von Wärmeenergie). Dabei wird Wasser aus einem Grundwasserleiter entnommen. Das andere setzt ein geschlossenes System ein. Beim BTES (Borehole Thermal Energy Storage oder Erdwärmesondenspeicher) werden Erdwärmesonden in Bohrlöcher eingebracht, die die im Erdreich gespeicherte Wärme nach oben fördern und mittels einer Wärmepumpe nutzbar machen. Welches der beiden Systeme zum Einsatz kommt, hängt großteils von den Bodenverhältnissen ab. Das ATES-System ist nur für lehmhaltige Böden geeignet, BTES ist bei allen Bodenarten einsetzbar. Ergänzt werden diese Geothermie-Lösungen durch innovative Technologien wie SWAC (Sea Water Air Conditioning). Dabei wird kaltes Tiefenwasser aus dem Meer zur Gebäudekühlung verwendet. 2022 wurde mit Beteiligung von VINCI Energies das Zentralkrankenhaus von Französisch-Polynesien (CHPF) mit einer solchen Anlage ausgestattet. Sie verringert den Stromverbrauch der Klinik um die Hälfte und die jährlichen CO2-Emissionen um 5.000 Tonnen.


15/09/2025

 

Titelfoto: ©Ombria Algarve