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Das Pariser Flussrundfahrtunternehmen „Vedettes de Paris“ hat Actemium Marine mit der Umrüstung seiner fünf Schiffe auf Elektroantrieb beauftragt.

Die Dekarbonisierung der Schifffahrt betrifft nicht nur Kreuzfahrtschiffe, Supertanker und Containerriesen. Auch Binnenschiffe müssen sauberer werden, insbesondere in den Innenstädten, und dafür setzen die Reedereien unter anderem auf Elektroantrieb.

In der französischen Hauptstadt implementiert das Unternehmen Vedettes de Paris seit Herbst 2021 eine „verantwortungsvolle“, proaktive Politik zum Kampf gegen den Klimawandel. Damit sollen die CO2-Emissionen bis 2024 um über 50 % gesenkt werden. Deshalb beschloss die Firma, die aus fünf Schiffen mit jeweils 250 Sitzplätzen bestehende Touristikflotte auf Elektroantrieb umzurüsten. Die Kosten dafür werden auf 7,5 Mio. Euro geschätzt.

„Die erste Umrüstung eines Fahrgastschiffes dieser Größe.”

Das Unternehmen steht im Wettbewerb mit zwei weiteren Firmen, Bateaux Mouches und Bateaux Parisiens. Je nach Saison beschäftigt es zwischen 70 und 100 Mitarbeitende. Am 01.02.2024 wurde das erste, auf vollelektrischen Antrieb umgerüstete Schiff eingeweiht, die Paris-Trocadéro. Zwei weitere sollen im Frühjahr folgen, ein viertes im Jahr 2025. Derzeit läuft die Planung für die Umrüstung des fünften und letzten Schiffes. Durch die Remotorisierung werden pro Fahrzeug jährlich etwa 460 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart.

Zur Umsetzung des Projekts startete Vedettes de Paris eine Ausschreibung; der Zuschlag für den Komplettumbau (siehe Kasten) erging im Juni 2022 an Actemium Marine, zu der seit dem 01.02.2024 auch die Teams von Barillec Marine und Cegelec SDEM Dieppe gehören.

Herausforderungen und Auflagen

„Es handelt sich hierbei um die erste Umrüstung eines Fahrgastschiffes dieser Größe“, unterstreicht Bruno Libert, Leiter der Business Unit Actemium Marine Fluvial. Eine Premiere, für die gleich mehrere Herausforderungen gemeistert werden mussten. Zunächst die erforderliche Motorleistung. Dafür, so Libert, „muss die Kommunikation zwischen den verschiedenen Systembestandteilen so optimiert werden; dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Lade- und Entladevorgängen der Batterien sichergestellt ist. Das ist Aufgabe unserer Automatisierungsfachleute.“

Der Einbau einer bordeigenen Stromfabrik zur emissionsfreien Schifffahrt auf der Seine musste einer weiteren Auflage genügen: Das Geschäftsmodell des Kunden durfte nicht verändert werden. Jedes Schiff macht pro Tag 10 Rundfahrten à 75 Minuten.

„Zwischen jeder Fahrt sind etwa 20 Minuten Liegezeit für das Ein- und Aussteigen der Passagiere geplant. Deshalb haben wir ein Schnellladesystem implementiert und konnten so die erforderliche Batterieleistung optimieren “, erläutert Libert.

Für die Auslegung der Batterien stützte sich Actemium Marine auf die technische und regulatorische Transformations- und Integrationsplanung der Schiffstechnik-Firma Ship-ST.

Die Zusammenarbeit, zu der auch die Werft Vanpraet in Villeneuve-la-Garenne bei Paris ihr Know-how beisteuerte, führte letztlich zu dem Entschluss, die Batterien größer auszulegen als eigentlich notwendig. „Diese Kundenentscheidung berücksichtigt die starke Strömung auf der Seine, die zu höherem Leistungsbedarf führt. Außerdem konnten wir so die normale Alterung der Batterien mitberücksichtigen und dadurch den fahrplanmäßigen Betrieb der Schiffe für die nächsten sieben bis acht Jahre garantieren“, so Libert.


Komplette Umrüstung auf Elektroantrieb

Die komplette Umrüstung auf Elektroantrieb im Auftrag von Vedettes de Paris umfasst die Spannungswandler-Schaltschränke, Batterien (pro Schiff zwei Batteriepakete à 550 kWh, von denen jedes aus 40 Einzelbatterien mit einem Gewicht von jeweils 125 kg besteht), zwei Spannungswandlersysteme, die Elektroantriebe sowie die komplette Prozessleittechnik, die das komplexe Energiemanagement übernimmt. Die Steuerleute können sich so auf die Navigation konzentrieren, was ihnen die Arbeit erheblich erleichtert und die Sicherheit erhöht.

 

16/04/2024