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microgrids

Könnte die Installation von Microgrids in städtischen Ballungsräumen neue Perspektiven für effizientere, resilientere und nachhaltigere elektrische Infrastrukturen eröffnen?

Microgrids sind Mini-Stromnetze, die kleine Verbrauchergruppen mit Strom beliefern. Sie sind ein wichtiger Pfeiler des Eigenverbrauchs und bieten die Möglichkeit zur dezentralen, verbrauchernahen und somit lokalen Stromerzeugung.

Es braucht „Geschäftsmodelle, die für eine gerechte Aufteilung des Mehrwerts sorgen“

Eine Studie von ENEA Consulting hat sich jetzt insbesondere mit Microgrids in städtischen Ballungsräumen von Industrieländern befasst. Daran beteiligt waren sechs Partner: Omexom (VINCI Energies), der ADP-Konzern, die Bankengruppe Caisse des Dépôts , ENEDIS, Total sowie die Tuck-Stiftung.

Anhand von drei konkreten Fallstudien (ein grünes Stadtviertel im kalifornischen San Diego, in dem Klimaanlagen für Verbrauchsspitzen sorgen, ein französischer Flughafen, der seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern möchte, sowie ein Industriestandort mit hohem Wärme-/Kältebedarf) wird untersucht, welche Vorteile und Herausforderungen städtische Microgrids mit sich bringen.

Durch die Integration von intelligenten Netzen und erneuerbaren Energien führen Microgrids zu widerstandsfähigeren, effizienteren und nachhaltigen Infrastrukturen. Das wichtigste Merkmal eines Microgrid ist, dass es über einen begrenzten Zeitraum autonom betrieben werden kann (Inselbetrieb), so dass die Verbraucher auch beim Ausfall des Hauptnetzes weiter beliefert werden.

Vorreiter USA

Die Nachfrage nach ausfallsicheren Infrastrukturen führte in Japan und den USA zum Aufbau erster Microgrids, unter anderem nach dem Tsunami 2011 bzw. den Wirbelstürmen Katrina (2005) und Sandy (2012).

124 Projekte mit einer installierten Leistung von 1.100 MW wurden im letzten Jahr in den USA realisiert und machten das Land zum Vorreiter in Sachen Microgrids. In Europa hingegen ist die Nachfrage derzeit noch sehr verhalten. Projekte hierzulande haben unter 1 MW und befinden sich noch immer in der Pilotphase.

Nach wie vor hohe Kosten

Zwar ist das Interesse vorhanden, doch die Studie weist auf mehrere Herausforderungen hin, die einer größeren Verbreitung von Microgrids noch im Wege stehen, angefangen bei den Kosten.

Es können nämlich je nach Komplexität des Inselbetriebs hohe Investitionen erforderlich sein. Noch teurer werden diese Projekte, wenn das Microgrid über Stromspeicher verfügen und mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Der Einsatz lokaler, intelligenter Netze würde eine kostengünstigere lokale Stromproduktion ermöglichen, allerdings ohne die Möglichkeit des für Microgrids typischen Inselbetriebs.

Ein weiterer Hemmschuh ist das Regelwerk, das der technischen Entwicklung hinterherhinkt. So fehlen internationale Qualitätsstandards, und die vorgeschriebene Trennung von Erzeugung, Übertragung, Verteilung und Versorgung bremst die Entwicklung von Komplettangeboten.

Fazit der Studie: Es braucht „Geschäftsmodelle, die für eine gerechte Aufteilung des Mehrwerts sorgen“. Microgrids können unter bestimmten Bedingungen rentabel betrieben werden, allerdings gibt es noch viele Hemmnisse – die Entwicklung steckt erst in den Kinderschuhen.

 

24/04/2017