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Standpunkte von Persönlichkeiten, Topmanagern, Forschern, Meinungsführern zu einem aktuellen oder strukturgebenden Thema in Bezug auf digitale Transformation und Energiewende.

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© DR

Inzwischen ist es amtlich: Die langersehnte Verschmelzung von Orange und Bouygues Telecom fällt ins Wasser. Die Konsolidierung des französischen Telekommunikationsmarkts ist abgesagt. Manche sahen darin das Ende des grenzenlosen Preisdrucks im Festnetzbereich (Telefon und Internet). Nun allerdings steht zu erwarten, dass der Preiskrieg weitergeht – das zeigt die Sonderangebots-Welle der letzten Monate.

Trotz Niedrigpreisen fordern die Betreiber jedoch eine ständig wachsende Netzqualität. Die vier französischen Betreiber müssen somit auf die Vereinbarkeit von Wettbewerbsdruck und notwendigem Netzauf- und -ausbau achten. Hersteller und Installateure von Telekommunikations-Hardware tummeln sich also weiterhin auf einem großen, dynamischen und hart umkämpften Markt.

Stetiges Marktwachstum durch sprunghaft ansteigendes Datenvolumen

Im vierten Quartal 2015 verbrauchte ein Mobilfunkkunde pro Monat durchschnittlich 814 Megabyte (MB) Datenvolumen (+68,6% gegenüber dem vierten Quartal 2014). Um mit solchen Wachstumsraten Schritt zu halten und Qualitätseinbußen zu vermeiden, muss das Mobilfunknetz ständig ausgebaut, verstärkt und weiterentwickelt werden.

Wesentlicher Wettbewerbsfaktor

Nicht nur die Telefonnetzbetreiber fordern hohe Qualität für ihre Kunden – die Internetversorgung ist auch ein vorrangiges Anliegen der französischen Regierung. Der Internetanschluss hat heute denselben Stellenwert wie die Strom- und Wasserversorgung zu Beginn des letzten Jahrhunderts.

Hat ein Unternehmen im Alltag keinen ausreichend schnellen Internetzugang für seine Softwaretools und Datenströme zur Verfügung, kann dies sehr schnell zu geschäftlichen Einbußen führen. Die Telekom-Infrastruktur wird zu einem entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft einer Region.

Deshalb gehören die französischen Gebietskörperschaften zu den bedeutendsten Auftraggebern für solche Infrastrukturen. Die privatwirtschaftlichen Betreiber konzentrieren sich bei der Weiterentwicklung ihrer Festnetze hauptsächlich auf Ballungsräume, während in den dünner besiedelten Gebieten die öffentliche Hand diese Rolle übernimmt. Die französische Regierung hat mit dem „Plan France Très Haut Débit“ die finanziellen Grundlagen dafür geschaffen, um die gesamte Bevölkerung mit Glasfaseranschlüssen auszustatten. Das ist nicht nur gut für die Branche, sondern schafft auch qualifizierte Arbeitsplätze in den Regionen, wo diese Infrastrukturen implementiert werden.

Für weiteres Marktwachstum sorgen die Betreiber von Verkehrs- und Stromnetzen wie SNCF, EDF und die Autobahngesellschaften, die ebenfalls in neue Services für ihre Kunden investieren müssen.

Last but not least beginnt jetzt der Aufbau von Infrastrukturen für die neuartigen vernetzten Geräte, eine große Herausforderung für die Telekommunikationsbranche.

Trend zur Marktkonsolidierung

Um mit diesem massiven Auf- und Ausbau der Mobil- und Festnetze Schritt halten zu können, müssen die Anbieter auf dem Infrastrukturmarkt immer weiter wachsen. Die derzeitigen Akteure brauchen umfassendes Fachwissen und ein engmaschiges Niederlassungsnetz, um gleichzeitig für Betreiber und Gebietskörperschaften arbeiten zu können. Angesichts dieser Situation könnte es also zu einer Marktkonsolidierung kommen.

In jedem Fall zwingen die wirtschaftlichen Gegebenheiten und der Preisdruck die Firmen der Branche dazu, ihre Kunden auf dem Weg zu einem weniger kostspieligen Netzausbau zu unterstützen. Bei den derzeitigen Marktakteuren sind aktives Handeln und Phantasie gefragt, um immer kostengünstigere Infrastrukturen implementieren zu können.

Eine Branche in der digitalen Transformation

Zur Kostensenkung sind einige Mitbewerber bereits in allen Produktionsbereichen auf Digitaltechnik umgestiegen. Dieser unumgängliche Schritt ermöglicht eine zentrale Datenverarbeitung, schnellere Verfahren und die Anpassung an geänderte Bedürfnisse und Gewohnheiten. So wird im Jahr 2016 niemand mehr von einem jungen Absolventen verlangen, ohne Smartphone oder Tablet zurecht zu kommen. Die heutige Bevölkerung lebt und arbeitet jetzt bereits seit knapp zehn Jahren mit diesen neuen Tools (2007 kam das iPhone auf den Markt). Die Unternehmen für Telekommunikations-Infrastrukturen müssen sich ebenfalls anpassen.

Auch in Frankreich sind gute Telekommunikations-Infrastrukturen eine Grundvoraussetzung der digitalen Revolution, denn sie stehen für preisgünstigere, unterbrechungsfreie und hochwertige Verbindungen. Um weiter für Betreiber und Gebietskörperschaften arbeiten und auf dem Markt bestehen zu können, müssen wir deshalb mit der Zeit gehen, uns anpassen und gleichzeitig unsere Leistungsfähigkeit aufrechterhalten.

 

03/04/2017

Arnaud Burban

Arnaud Burban, Leiter Telekom-Infrastrukturen bei Axians, France

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