Drei Beispiele für Innovationen bei der Optimierung von Industrieprozessen
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Industriefirmen wie Mars, Danone und Karlsberg haben bei den letzten Actemium Feed, Food and Beverage Days innovative Programme zur Prozessoptimierung vorgestellt.
Im dritten Jahr in Folge hat Actemium eine Konferenz über die neuesten industriellen Innovationen in einem ausgewählten Geschäftsfeld organisiert. Nach der Automobilindustrie, dem Onshore Power Supply (OPS) und der Robotik stand die Amsterdamer Tagung am 29. und 30. Januar 2025 ganz im Zeichen von Feed, Food and Beverage (FFB). Die Industriemarke von VINCI Energies hatte für diesen Anlass die SugarFactory gemietet, eine ehemalige Zuckerraffinerie.
„Feed, Food and Beverage ist das größte Marktsegment bei Actemium und steht für über 10 % der insgesamt 4 Mrd. Euro Umsatz“, unterstreicht Antoine Béron, Brand Business Support & Development Director von Actemium und Tagungsmoderator. Er fügt hinzu: „Derartige Branchen- und Thementagungen sollen für Kontakte zwischen den Business Units des Actemium-Netzwerks sorgen. Bei den FFB Days sind sowohl Fachfirmen mit umfassender Erfahrung in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie vertreten als auch branchenfremde Business Units, die sich ein zusätzliches Standbein in diesem Bereich aufbauen möchten.”
Neben Plenarsitzungen gibt es immer einen Ausstellungsbereich (le Village), wo von Actemium für das entsprechende Fachgebiet entwickelte Angebote, Maschinen und Demoanlagen gezeigt werden. So wurde auch bei den Amsterdamer Feed, Food and Beverage Days an etwa dreißig Ständen über die neuesten Projekte und Innovationen im Bereich E-MSR, Robotik und Piping (Rohrleitungsbau) informiert. „Eine App zur Terminvereinbarung mit anderen Fachleuten erleichterte den Austausch“, erläutert Béron. Aber der eigentliche Clou der zweitägigen Veranstaltung waren die vier Plenarsitzungen.
„Smart, Seamless, Touchless“ – das Erfolgsrezept von Mars
Insbesondere der Fall Mars verdeutlichte, wie sehr die Digitalisierung durch das starke Engagement eines Unternehmens beschleunigt werden kann. „Dabei stützte sich Mars Inc. auf drei Schlüsselkonzepte: Smart, Seamless und Touchless“, erläuterte Stephen Goodman, Digital Plan Transformation Lead bei Mars Wrigley. Das heißt: Entscheidungen auf Grundlage eines Digitalen Zwillings und dynamischer Analysen, KI und Maschinellem Lernen (Smart), voll vernetzte, in unser nahtloses Kooperationssystem eingebundene Werke (Seamless) und eine höhere Effizienz durch fortschrittliche Automatisierungstechnik und intelligente Betriebsführung (Touchless).”
Dabei fehlte es nicht an Herausforderungen, so Goodman. Unter anderem nennt er „die schwierige Koordinierung zwischen unterschiedlichen Unternehmenseinheiten, den Fachkräftemangel – insbesondere fehlen Data Scientists -, Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit bei der Zusammenarbeit mit Dritten sowie das Fehlen einer eindeutigen Rentabilitätsanalyse zur Rechtfertigung der Investitionen in die IT-Architektur – ganz zu schweigen von Problemen bei Datenzugang und Datenintegration“.
Allerdings waren die positiven Auswirkungen auf die Produktion deutlich spürbar: Kapazitätssteigerungen, sinkende Qualitätssicherungskosten, geringere Abhängigkeit vom Personal und Energieeinsparungen.
Alpro: Paradigmenwechsel bei der Energieversorgung
Auch Dominique Hamerlinck, Divisional Energy and Utility Manager bei Alpro (Danone), zog das Publikum mit seinem Erfahrungsbericht über die Umstellung der Energieversorgung des Werks Wevelgem (Belgien) in seinen Bann. Dabei handelt es sich um die größte Fabrik für pflanzenbasierte Produkte des Danone-Konzerns.
„Feed, Food and Beverage ist für Actemium das größte Marktsegment.”
„Wir haben einen echten Paradigmenwechsel bei der Energieversorgung vollzogen. „Trias Energetica+“ lautete dabei unsere Vision: Verringerung des Verbrauchs, thermische Integration, Elektrifizierung und lokale Erzeugung erneuerbarer Energie. Damit gelang die Umstellung von einem herkömmlichen Modell mit durchgehend gleichbleibender Energienachfrage zu einem System, das sich an eine unstete, hauptsächlich erneuerbare Energieerzeugung anpasst“, führte er aus.
So implementierte der Produktionsstandort konkrete Instrumente für diese Transformation: Elektrifizierung (Wärmepumpe mit einer Leistung von 1.265 kW, 4-MW-Hybridheizkessel), intelligente Heißwasserversorgung aus unterschiedlichen Wärmequellen, hochflexible, automatische Verbrauchs- und Produktionssteuerung sowie Optimierung der Energieversorgung über die Strommärkte.
„Dieses innovative Versorgungsmodell sorgt nicht nur für die bessere Integration der Erneuerbaren, sondern auch für eine Kostenoptimierung, ein stabileres öffentliches Stromnetz und mehr Resilienz des Werks bei Schwankungen und Ausfällen“, so Hamerlinck abschließend, allerdings nicht ohne die Einschränkung, dass „dies auch Herausforderungen im Hinblick auf technische Komplexität, Risikomanagement, Vorhersagbarkeit und Marktkenntnis birgt“.
Bessere Planung spart Wasser in der Licorne-Brauerei
Die zu Karlsberg gehörige Licorne-Brauerei berichtete über Möglichkeiten zum Wassersparen angesichts zunehmender Ressourcenknappheit, strengerer Vorschriften (französischer Erlass zu „Dürreperioden“) und Kostensteigerungen.
Die elsässische Brauerei hat bereits 2020 ein ehrgeiziges Wassersparprogramm angestoßen. Zunächst ging es um zielgerichtete technische Verbesserungen: Rückbau des Kühlturms, Austausch der alten Vakuumpumpe gegen eine trockenlaufende Vakuumpumpe ohne Wasserkühlung, Optimierung der Pasteurisierungstunnel durch eine Softwareanpassung.
„Dank dieser ersten Phase konnten wir bereits im ersten Jahr 41 000 m³ Wasser sparen“, so Fabrice Schnell, Technischer Leiter der Licorne-Brauerei. „Es folgte eine zweite Phase mit der Installation einer Umkehrosmoseanlage zur Kesselwasseraufbereitung, so dass wir auf das Ablassen kalkhaltigen Wassers verzichten können, 2023 dann eine dritte Phase mit der Implementierung einer grünen Infrastruktur (Niederschlagsversickerungsbecken, versickerungsfähige Fußwege auf den Parkplätzen usw.), und last but not least die vierte Phase im Jahr 2024, bei der es um ausgefeiltere Maßnahmen geht, etwa die Abwasseraufbereitung und der Einbau einer Verdunstungskühlanlage, die noch einmal 40.000 m3 Wasser einspart.”
Aber damit will sich die Brauerei nicht begnügen: Sie plant die Wiederverwendung des Wassers aus der Spül- und Sterilisationsanlage, insbesondere zur Schmierung oder Vorreinigung, und die Optimierung des Wassereinsatzes bei der Zentrifugierung. Insgesamt sollen 70 % eingespart werden.
Schlüsselmarkt für Actemium
Das Schlusswort der Actemium Feed, Food and Beverage Days sprach Vincent Bouffard, Vorsitzender der Marke Actemium und Generalsekretär von VINCI Energies. Er erinnerte an die Bedeutung der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft für das Markennetzwerk. In diesem Segment treffen hohe Erwartungen der Endverbraucher:innen auf stringente Vorgaben der Industrie und einen konstanten Innovationsbedarf, insbesondere im Umweltbereich – es handelt sich deshalb um einen der dynamischsten Actemium-Märkte.
„Hier ist Exzellenz gefragt, und das passt uns hervorragend. In einer Welt voller Unwägbarkeiten bin ich mir doch einer Sache sicher: Wenn wir uns unsere Energie und unsere Werte bewahren, dürfen wir absolut optimistisch in die Zukunft schauen“, so Bouffard. Aufgrund des großen Erfolgs der Amsterdamer Veranstaltung plant die Marke bereits die nächste Tagung.
KI in der industrie
Laut Bruno Daunay, AI Program Lead bei Leonard, der VINCI-Plattform für Zukunftsforschung und Innovation, „braucht es für eine erfolgreiche KI-Implementierung vier Dinge: Menschen, Prozess-Know-how, Daten und Infrastruktur. All das ist bei VINCI bereits vorhanden! Künstliche Intelligenz ist keine Zauberei, und sie ist auch nichts Neues. Es geht einfach darum, vorhandenes Wissen in Algorithmus-Form zu bringen. KI-Technologie soll nicht alles revolutionieren, sondern Prozesse beschleunigen, die wir bereits beherrschen.”
15/09/2025