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Die rasche Digitalisierung hat auch bei den Lehrmethoden einen Wandel zur Folge. Zur Ausbildung von Ingenieuren in spe setzen Hochschulen und Ausbildungszentren verstärkt auf Learning by doing, d.h. den umgekehrten Prozess der Aneignung von Fähigkeiten und Fertigkeiten als bisher. Beispiele dafür sind Edulab und die Ecole Polytechnique.

In den letzten vierzig Jahren hat die Entwicklung der neuen Technologien zu neuen, stärker horizontal ausgerichteten Lehr- und Lernmethoden geführt. Dieser allmähliche, anhaltende Trendwechsel betrifft alle Zweige, insbesondere die Industrie, wo Ingenieure künftig die Entwicklung immer leistungsfähiger und autonomer werdender Maschinen begleiten müssen und sich die Aus- und Fortbildung daher ebenfalls darauf einstellen und den Fokus auf diese Neuerungen richten muss.

Im Edulab einer Actemium-BU (VINCI Energies) im südholländischen Veghel hat man bereits zu Beginn der 2000er diesen technologieinduzierten, tiefgreifenden Wandel in den Lernmethoden erkannt und eine Ausbildungsstätte auf halbem Weg zwischen schulischer und betrieblicher Ausbildung eingerichtet.

Spielerischer Ansatz

Edulab richtet sich in einem spielerischen Ansatz an die Generation, die das Codieren ganz natürlich und spontan, ohne Lehrer, gelernt hat. „Wir waren den jungen Leuten gegenüber, die unser Zentrum besuchen, immer ganz offen“, erklärt Ard Hendrikson, Edulab Coordinator. „Die Jüngsten sind dreizehn Jahre alt und wissen generell noch nicht, was sie später machen wollen. Sie verbringen viel Zeit mit ihrem Smartphone und ihren Apps, ohne sich wirklich die Frage nach den automatischen Abläufen und Systemen zu stellen, die dahinter stecken. Der Tag, den sie hier verbringen, versteht sich als Augenöffner, um die Möglichkeiten, die sich hier bieten, zu verstehen. Im Mittelpunkt steht dabei das Prinzip: Technologie macht Spaß!“

Siebenhundertfünfzig Jugendliche besuchen jährlich dieses Zentrum und treten dort in Kontakt zu den ca. 30 Studenten, die ein Jahr Zeit haben, um ein selbst gewähltes Technologieprojekt mit Bezug zum Unternehmen auszuarbeiten. Es ist dasselbe Prinzip wie in der Villa Medici in Rom: Kreativen wird ein Umfeld geboten, in dem sie sich frei von schulischen und finanziellen Ergebnisverpflichtungen entfalten können. Partnerunternehmen wie Actemium stellen dafür ihre materiellen Mittel und Kompetenzen bereit und bieten darüber hinaus auch die Perspektive einer möglichen Anstellung.

Auch in der Ecole Polytechnique ist „Learning by doing“ angesagt

Diese Anpassung an die Intelligenz von morgen, ob natürlich oder künstlich, ist auch in den höchsten Bildungsstufen angesagt. Sich ständig neu erfinden, um den Anschluss an das Innovationstempo der Wirtschaft nicht zu verpassen, gilt auch für Eliteschulen.

Für den Präsidenten der Ecole Polytechnique ist die durch die Digitalisierung induzierte, fortschreitende Umkehr im Lernprozess „eine strategische Herausforderung von erheblicher Tragweite“.

Die Ecole Polytechnique hat daher letztes Jahr ein neues „Big Data for Business“-Programm eingeführt. Der Präsident dieser Ingenieurhochschule, Jacques Biot, erklärt: „Es geht darum, eine neue Generation von Data Scientists auszubilden, in Wissenschaft und Technik versiert, aber zugleich auch mit einer starken Business- und Innovationskultur. Beide Aspekte kamen in der Entwicklung eines Startup-Projekts eines Studenten des ersten Jahrgangs zum Tragen, ab dem dieses neue Inkubationsprogramm der Hochschule nun geboten wird.“

Diese durch die Digitalisierung induzierte, fortschreitende Umkehr im Lernprozess ist Jacques Biot zufolge „eine strategische Herausforderung von erheblicher Tragweite, möglicherweise ein völliges Umstoßen der Art und Weise, wie Bildungseinrichtungen ihrem Auftrag nachkommen.“

Der zu Beginn des Studienjahrs 2016 eingeführte Lehrplan hinterfragt die bisherigen Methoden und baut auf einer neuen Technik auf: „Learning by doing“. „Dieser pädagogische Ansatz stützt sich auf die Feststellung, dass man in der Auseinandersetzung mit realen Problemen am besten lernt“, erklärt der Präsident der Ecole Polytechnique. „Zuerst wird ausprobiert, dann reflektiert und mit Theorie untermauert. Unsere Pädagogik beruht im Wesentlichen auf gestellten Situationen, Fallbeispielen, Rollenspielen und Serious Games. Die Studenten werden dadurch zu aktiven Akteuren ihrer Ausbildung und nehmen den Prozess des Wissens- und Kompetenzerwerbs eigenverantwortlich in die Hand.“

 

15/01/2018