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Afrika ist in Sachen Stromversorgung noch immer der am wenigsten entwickelte Kontinent. Aber die Lage ändert sich, viele Bauvorhaben laufen an.

Wenn die Internationale Raumstation (ISS) das nächtliche Afrika überfliegt, sieht Astronaut Thomas Pesquet Lichter im Norden und Süden des Kontinents, in den Ländern dazwischen herrscht hingegen Dunkelheit. Das Weltentwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) geht davon aus, dass Afrika zwar für 15 % der Weltbevölkerung steht, aber nur für 5 % des Stromverbrauchs. Tatsächlich haben 580 Mio. afrikanische Bürger keinen elektrischen Strom. Nur einige wenige Länder sind zu mehr als 50 % elektrifiziert, insbesondere in Nordafrika (99 %) und im südlichen Teil des Kontinents (77 %).

Weitere Zahlen illustrieren diesen Mangel: Ein Afrikaner (ohne Südafrika) verbraucht im Mittel nur 162 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, verglichen mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 7.000 kWh im Rest der Welt. Schlimmer noch: Weil Strom knapp ist, zahlt er einen exorbitanten Preis dafür.

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ist diese Lage einem „eklatanten Mangel an elektrischen Infrastrukturen“ geschuldet. So sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara nur zu 32 % elektrifiziert, ländliche Gebiete sogar nur zu 14 %. Diese Energieknappheit und die häufigen Stromausfälle kosten den Kontinent laut Afrikanischer Entwicklungsbank (ADB) 2 % seines BIP.

Dank des Know-hows der VINCI Energies-Marke Omexom leitet die Gruppe von Marokko aus Elektrifizierungsprojekte in Afrika.

Enorme Anstrengungen

Die Verbesserung dieser Lage ist für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung des Kontinents unerlässlich, weil sie den Zugang zu Bildung und Gesundheit begünstigen und allgemein die Lebensqualität der afrikanischen Bevölkerung steigern würde. Vor diesem Hintergrund wird sich laut der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) der Stromverbrauch Afrikas von 2010 bis 2030 verdreifachen. Aufgrund dieses wachsenden Bedarfs muss die Stromproduktion um 140 bis 250, vielleicht sogar 480 GW steigen.

VINCI Energies ist im Bereich Energieversorgung tätig und somit an der Entwicklung des afrikanischen Kontinents beteiligt.

„Die Gruppe hat das Geschäft ihrer bestehenden Tochtergesellschaften ausgebaut und gleichzeitig diversifiziert, neue Tochtergesellschaften in einer Reihe von afrikanischen Schlüsselländern gegründet und sich aktiv bei großen Infrastrukturprojekten positioniert, etwa länderübergreifenden Verbundnetzen und der Stromerzeugung. Das erfordert enge Kontakte zu unseren wichtigsten Partnern, den Netzbetreibern und den Entwicklern von elektrischen Infrastrukturen. VINCI Energies stellt über Omexom ihr Know-how und Kompetenz in Sachen Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung zur Verfügung“, so Abdellah Sabri, Mitglied des Vorstands von VINCI Energies in Marokko.

Vielfältige Energiequellen

Um die Entwicklungsziele des Kontinents zu erreichen, ist eine Diversifizierung der Energiequellen erforderlich. Schließlich wird die Stromerzeugung in vielen Ländern noch immer von fossilen Energieträgern dominiert, etwa in der Elfenbeinküste oder im Senegal. Andere öl- und gasproduzierende Länder haben wiederum Schwierigkeiten, dieses große Potential zu nutzen. So könnten Nigeria und dessen Nachbarländer dank des Projekts West Africa Gas Pipeline neue Gaskraftwerke bauen, denn sie sind günstig in der Anschaffung und haben einen hohen Wirkungsgrad.

Afrika könnte jedoch auch auf erneuerbare Energien setzen, denn Wind, Sonne und Wasser sind auf dem Kontinent im Überfluss vorhanden: Windkraft im Nordwesten, Solarenergie in der sonnenreichen Sahelzone, Erdwärme im Osten des Kontinents und Wasserkraft in Zentralafrika. Gleichzeitig werden sich immer mehr Regierungen dieses Reichtums bewusst, denn laut IRENA haben knapp die Hälfte der afrikanischen Länder bereits Untersuchungen durchführen lassen, um die zur Energiegewinnung nutzbaren natürlichen Ressourcen zu evaluieren. Stark ausbaufähig ist beispielsweise die Wasserkraft, deren Potential derzeit nur zu 10 % genutzt wird. Dies hat mit den hohen Kosten und den langen Bauzeiten von Wasserkraftwerken zu tun.

Netzverbund zwischen mehreren Ländern

Wenn sich mehrere Länder zusammentun und Verbundnetze aufbauen, können sie ihre Ressourcen besser nutzen. Die Organisation zur Aufwertung des Gambia-Flusses (OMVG) verbindet Gambia, den Senegal, Guinea-Bissau und Guinea Conakry über 225 kV-Leitungen mit Mali und Mauretanien. Ähnliche Projekte verfolgen die Organisation zur Aufwertung des Senegal-Flusses (OMVS) und die CLSG (Elfenbeinküste, Liberia, Sierra Leone, Guinea). „Neben diesen transnationalen Organisationen wurden weitere, binationale Verbundprojekte umgesetzt, insbesondere in Ostafrika, etwa zwischen Dschibuti und Äthiopien“, so Sabri weiter.

Bessere Governance

Die afrikanische Energierevolution ist in vollem Gange. Ohne die breite Beteiligung aller regionalen und internationalen Akteure wäre sie undenkbar. So müssen Staaten, Projektentwickler, Investoren und Konstrukteure ihr gesamtes Know-how und alle verfügbaren technischen, personellen und finanziellen Mittel einbringen.

Die staatlichen afrikanischen Stromgesellschaften sind sich dieses Potentials bewusst und haben, insbesondere unter dem Dach der Afrikanischen Union, zahlreiche Initiativen zur Implementierung regionaler Strukturen umgesetzt, die so genannten „Power Pools“. Derzeit gibt es fünf davon (COMELEC: Comité Maghrébin de l’Electricité; EAPP: East African Power Pool; PEAC: Pool Energétique de l’Afrique Centrale; WAPP: West African Power Pool; SAPP: South African Power Pool). Diese Pools sorgen durch die gemeinsame Nutzung der Produktionsreserven für skalenmäßige Einsparungen.

Solche Projekte werden Millionen Menschen mit Strom versorgen. Damit in Zukunft ganz Afrika hell erstrahlt.

KENNZAHLEN

1,2 Milliarden Einwohner im Jahr 2014, 2,4 Milliarden im Jahr 2050, 4 Milliarden im Jahr 2100

46% der weltweiten Bevölkerung ohne Stromanschluss lebt in Afrika

Zwischen 260 und 400 Mio. Menschen werden auch 2050 noch ohne Strom zurechtkommen müssen

32% der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara hat Strom. In Nordafrika sind es 99 %.

Quelle: „Energy in Africa in 2050“, Association for the Development of Energy in Africa und Eurogroup Consulting

 

18/04/2017