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© Gérard Bottino / Shutterstock.com

Außerhalb Chinas sind vollelektrisch angetriebene Stadtbusse bisher eher selten. Aber der Markt dürfte insbesondere in Europa rapide wachsen.

1,2 %. Das war 2013 der Anteil vollelektrisch angetriebener Fahrzeuge in der europäischen Stadtbusflotte. Eine verschwindend geringe Zahl, die jedoch sehr schnell steigen dürfte. Die Beratungsfirma TechSci Research geht ab 2021 von jährlichen Marktzuwächsen um 17 % aus.

Das Marktpotential für Fahrzeughersteller und Anbieter von Stromdienstleistungen ist sicherlich gigantisch. Die Europäische Union will bis 2050 den Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 80 % reduzieren. Die Hälfte der europaweit verkehrenden Busse erreicht jedoch höchstens Euro 3 und wurde also vor dem Jahr 2000 in Dienst gestellt. Es stehen folglich Ersatzinvestitionen an, mit einer Prämie für umweltfreundliche Fahrzeuge.

Europaweit weniger als 1.000 Fahrzeuge

Wie weit sind die europäischen Städte mit ihren Investitionsvorhaben? Im Januar 2017 veröffentlichte das ZeEUS-Programm (Zero Emission Urban Bus System) eine Studie, die für 61 europäische Städte unterschiedliche Projekte zum Betrieb von vollelektrisch angetriebenen Bussen für mindestens 55 Fahrgäste auflistet.

Die von der ZeEUS-Studie erfasste europäische Flotte zählt 956 vollelektrisch fahrende Busse, die entweder bereits im Betrieb sind oder bestellt wurden. Mit 18 % dieses Parks ist Großbritannien dabei das fortschrittlichste Land, es folgen die Niederlande, die Schweiz, Polen und Deutschland mit jeweils etwa 10 %. Frankreich ist derzeit noch im Hintertreffen, aber ab 2025 sollen in den französischen Großstädten nur noch umweltfreundliche Busse fahren. In Argenteuil nordwestlich von Paris werden im April 2017 vier batteriegetriebene Elektrobusse in Dienst gestellt, 2018 sollen bereits 10 davon verkehren.

Im Hinblick auf Ersatzinvestitionen zeigt die Studie, dass sich 19 Verkehrsbetriebe in 25 Städten verpflichtet haben, bis 2020 eine auf Elektromobilität aufbauende Strategie umzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt wollen die Betreiber 2.500 ihrer insgesamt 40.000 Busse elektrisch betreiben, das entspricht 6 %. 13 weitere Verkehrsbetriebe in 18 Städten werden 2025 mit einer ähnlichen Strategie nachziehen: Von ihren insgesamt 14.000 Bussen sollen dann 6.100 elektrisch fahren (43 %).

China vereint als derzeitiger Champion aller Klassen 98,3 % der weltweiten Elektrobusflotte auf sich und betreibt 170.000 Fahrzeuge.

Wie sieht es anderswo aus? 2016 wurden in den USA ca. 200 Elektrobusse bestellt, vor allem in Kalifornien. In Russland, Indien, Lateinamerika sind die Betreiber noch im Experimentierstadium. Die australische Stadt Adelaide prüft die Einrichtung eines Busdienstes mit Solarantrieb.

Eine Charakteristik des heutigen Elektrobus-Weltmarktes ist die erdrückende Vorherrschaft Chinas, das 98,3 % der globalen Flotte betreibt. Insgesamt sind dort jetzt 170.000 Fahrzeuge im Einsatz, sechsmal mehr als im Vorjahr. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Alleine die Stadt Shenzhen (10 Mio. Einwohner) möchte bis Ende 2017 die komplette Busflotte mit 16.500 Fahrzeugen auf Elektroantrieb umstellen.

Beträchtliches Wachstumspotential

Freilich sitzen auch viele Hersteller in China, darunter der Weltmarktführer BYD. Er möchte jetzt den europäischen Markt erobern und hat dazu eigens ein Modell an die Nutzungsgewohnheiten des alten Kontinents angepasst.

Weltweit und insbesondere in Europa hat der Elektrobusmarkt ein beträchtliches Wachstumspotential. Laut ZeEUS dürften die in Europa hergestellten Elektrofahrzeuge zwischen 2018 und 2020 Serienreife erreichen. Bleibt noch ein bedeutendes wirtschaftliches Hindernis. Die Kosten für Elektrobusse und die entsprechenden Ladeinfrastrukturen sind gegenüber „klassischen“ Systemen noch immer abschreckend hoch. Der höhere Kaufpreis wird jedoch in der Folge durch niedrigere Betriebskosten kompensiert.

Das europäische Elektrobus-Projekt ZeEUS

Das Projekt ZeEUS (Zero Emission Urban Bus System) wurde 2013 vom Internationalen Verband für öffentliches Verkehrswesen (UITP) aus der Taufe gehoben. Es sind etwa vierzig Projektpartner beteiligt, und die Europäische Kommission unterstützt es mit 13,5 Mio. Euro (Gesamtbudget: 22,5 Mio. €). Ziel des Programms ist die Durchführung von Experimenten und dokumentierten Studien, um die wirtschaftliche, ökologische und soziale Machbarkeit von Elektrobussystemen im städtischen Umfeld nachzuweisen.
04/04/2017