Energieeffizienz und Klimaschutz im neuen digitalen Towerzentrum Namur
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Die in Belgien ansässige wallonische Flughafengesellschaft errichtet derzeit ein Gebäude, in dem neben ihrer Hauptverwaltung das digitale Towerzentrum der Flughäfen Charleroi und Lüttich untergebracht werden soll. Mehrere Business Units von VINCI Energies sind an dem Projekt beteiligt, bei dem technische Innovationen energieeffiziente, klimafreundliche Lösungen ermöglichen.

©Asymétrie – Computergeneriertes Bild
Der technische Fortschritt der letzten zehn Jahre hat fernüberwachte Flughafen-Kontrollzentren, so genannte Remote Tower Center, zu einer leistungsfähigen Alternative zum altbewährten Kontrollturm vor Ort werden lassen. Mittels Kameras und Sensoren überwacht der Flugsicherungsdienst aus der Ferne die Flugzeuge vor Ort – manchmal sogar an mehreren Flughäfen gleichzeitig.
Skalenmäßige Einsparungen, Flexibilität, Resilienz, bessere Lageeinschätzung dank Augmented Reality und Infrarotkameras – digitale Kontrolltürme bieten zahlreiche Vorteile.
In der nahe der Stadt Namur gelegenen belgischen Gemeinde Suarlée begann die Wallonische Flughafengesellschaft (SOWAER) im Frühjahr 2024 mit dem Bau ihrer neuen Hauptverwaltung. Das Gebäude soll Ende 2025 fertiggestellt sein und sieht dann von außen wie jedes andere Bürogebäude aus. Allerdings wird dort ein digitales Towerzentrum für die Flughäfen Charleroi und Lüttich einschließlich aller technischen Einrichtungen untergebracht sein – das erste seiner Art in Belgien.
Kollaboratives Engineering
Gemeinsam mit der Baufirma Thomas & Piron Bâtiment und der VINCI Facilities, die in den ersten fünf Betriebsjahren die Anlagenwartung übernimmt, spielt Cegelec Electrical Solutions eine wichtige Rolle bei diesem außergewöhnlichen Projekt. „Wir übernehmen die Planung und Montage der Elektroinstallationen, der Klima-, Heizungs- und Lüftungstechnik (KHL) sowie der sanitären Anlagen im Gebäude“, fasst Vincent Werner, BU-Leiter bei Cegelec Electrical Solutions, zusammen.
„Für die KHL-Planung haben wir mit dem Ingenieurbüro SIX Consulting & Engineering zusammengearbeitet“, erläutert er. „Die Elektroplanung übernahmen wir komplett selbst. Besonders wichtig war das für die Technikräume, die vom Architekten nach unseren Empfehlungen so ausgelegt wurden, dass die Elektroinstallationen komplett redundant aufgebaut werden konnten. Deshalb wurde auch entschieden, das gesamte Gebäude zu unterkellern und im Untergeschoss sämtliche Technikräume zur Energieerzeugung und die beiden Serverräume für den digitalen Tower unterzubringen“ (siehe Kasten).
Energieeffizienz
Cegelec Electrical Solutions erhielt bei der Ausschreibung die Höchstpunktzahl im Bereich „Energieeffizienz“ und verpflichtete sich zur Erreichung der Zertifizierungsstufe 3 auf der CO2-Leistungsskala.
„Mehrere Energieerzeugungsmethoden werden kombiniert und jeweils dann eingesetzt, wenn die Ausbeute am höchsten ist.”
Dafür wurde etwa ein Dutzend Maßnahmen auf der Baustelle umgesetzt: Topmoderne Baustellencontainer (Wärmepumpen, Doppelverglasung, PV-Anlage usw.), Verzicht auf einen Stromgenerator in der Anlaufphase der Baustelle, zwei Ladepunkte für Elektrofahrzeuge, Batteriepacks, Schulung der Gewerblichen in Sachen umweltfreundliches Fahren, Schulung des Baustellenteams mit dem Spiel „The Climate Collage“, systematische Mülltrennung usw.
Keine fossilen Energieträger
Die größte Herausforderung bestand für Cegelec Electrical Solutions darin, sämtliche technischen Gebäudeinstallationen ohne fossile Energieträger zu betreiben. Um dem Wunsch der SOWAER nach möglichst geringen CO2-Emissionen des Standorts nachzukommen, konzipierte Cegelec Electrical Solutions eine Lösung, „die mehrere Methoden zur Energieerzeugung kombiniert (Erdwärme, PV-Anlage und Luft-Wasser-Wärmepumpen) und dann einsetzt, wenn die jeweilige Ausbeute am höchsten ist“.
„So können wir einen durchschnittlichen Energieverbrauch von null erreichen. Das entspricht -12.000 kg/Jahr an CO2-Emissionen. Ein herkömmliches Gebäude dieser Art würde hingegen 15.000 kg/Jahr CO2 ausstoßen“, unterstreicht Vincent Werner.
Return on Investment
Die von Cegelec Electrical Solutions angebotene Lösung erfordert zwar höhere Anfangsinvestitionen, allerdings werden diese schnell wieder hereingeholt. „Unsere Lösung ist 2,4 % teurer als eine herkömmliche Anlage. Das entspricht Mehrinvestitionen von etwa 400.000 €. Im Gegenzug sinken die Energiekosten, es werden keine fossilen Energieträger eingesetzt, kein CO2 ausgestoßen und die von der EU bis 2050 angestrebte Klimaneutralität rückt in greifbare Nähe. Demnach ein direkter Beitrag zur Abmilderung des Klimawandels“, unterstreicht der BU-Leiter.
Drei Erzeugungswege für optimale Redundanz
Die von Cegelec Electrical Solutions konzipierte Lösung musste die besonderen Anforderungen im Flughafensektor einhalten. Insbesondere macht die belgische Flugsicherheitsbehörde Skeyes strenge Sicherheitsvorgaben, um die Kontinuität des Flugbetriebs zu gewährleisten. Weil das neue SOWAER-Gebäude als kritische Infrastruktur gilt, müssen die Elektro-, Heizungs- und Klimatechnik absolut redundant und ausfallsicher aufgebaut sein.
„Diese Redundanz stützt sich auf drei Erzeugungswege: Weg A mit einer reversierbaren Wärmepumpe und Luftwärmetauscher, Weg B mit einer reversierbaren Wärmepumpe und Wasserwärmetauscher, gekoppelt an eine Erdwärmeanlage, und Weg C, als letzte Ausweichmöglichkeit, mit einer Wärmepumpe und Direktexpansionssystem“, erläutert Vincent Werner, BU-Leiter von Cegelec Electrical Solutions. Diese drei Erzeugungswege werden über eine Leittechnik gesteuert, die sie je nach Bedarf ab- und zuschalten kann.
„Um den technischen Betrieb zusätzlich abzusichern, wurde ein Notstromgenerator installiert. Der wird allerdings nur für eine schwerwiegende Panne unserer Anlagen vorgehalten“, fügt Werner hinzu. Last but not least wird die Stromversorgung der beiden Serverräume („Data Rooms“) über eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung)* mit entsprechenden Wechselrichtern und Batterien mit einer Leistung von 100 kVA sichergestellt, so dass ein reibungsloser Weiterbetrieb sichergestellt ist.
17/04/2025
*Diese Anlage soll hauptsächlich eine kontinuierliche, stabile Stromversorgung der elektrischen und elektronischen Geräte sicherstellen.