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Zur Absicherung beim Freileitungsbau hat die Omexom Deutschland gemeinsam mit ihren Partnerfirmen Seilflechter und Sepa-Tech ein neues, innovatives Rollenleinensystem entwickelt.

Der Neubau von Hochspannungs-Freileitungen und der Austausch von Leiterseilen sind sehr komplexe Arbeiten. Je nach Umgebung sind manchmal mehrere hundert Meter zu überspannen, weil Flüsse, Straßen und Gebäude überquert werden müssen.

Die derzeit marktverfügbaren Rollenleinensysteme bieten jedoch nicht immer einen optimalen Schutz. Omexom Transmission Germany, die auf die Übertragungsinfrastruktur spezialisierte Sparte von VINCI Energies, wollte die Sicherheit im Freileitungsbau verbessern.

Klassische Systeme bestehen aus Rollenblöcken, bei denen das Rollenleinenseil von außen mittels Klemmen und Flügelmuttern fixiert wird“, erläutert Michael Erspamer, technischer Leiter Freileitungsbau bei Omexom Deutschland. „Es ist dabei nicht bekannt, mit welcher Kraft der Block mit dem Rollenleinenseil verbunden ist: Wir können nur schätzen. Reißt ein Leiterseil, wirkt eine enorme Belastung auf die Rollenblöcke; die Schraubverbindungen können brechen und Blöcke mitsamt Seilen zu Boden fallen.”

Eine innovative Lösung, die bereits bei zwei Großprojekten in Deutschland zum Einsatz kam.

Ein weiteres Problem beim herkömmlichen System liegt in den verwendeten Rollenleinenseilen. Häufig kamen dafür geflochtene Hohlseile zum Einsatz. Diese dürfen jedoch aufgrund des Induktionsrisikos nicht in der Nähe von unter Spannung stehenden Stromkreisen eingesetzt werden (ein feuchtes oder schmutziges Seil kann aufgrund der Induktion Feuer fangen). Alternativ müssen dann Stahlseile verwendet werden, die jedoch aufgrund ihres Gewichts schwerer zu montieren sind.

Inspirationsquelle Neuseeland

In einem Gemeinschaftsprojekt mit Seilflechter, spezialisiert auf die Fertigung hochfester Spezialseile, und Sepa-Tech, einem Hersteller von Sonderequipment, wurde Omexom Deutschland bei der Suche nach Ideen auf der anderen Seite des Globus fündig.

Genauer gesagt in Neuseeland, wo routinemäßig ein Rollenleinensystem zum Einsatz kommt. Die drei Partnerfirmen optimierten die neuseeländische Lösung und stellten nach anderthalbjähriger Entwicklung schließlich ihr neues „OSS-Rollenleinensystem“ vor.

Das Problem mit dem Rollenleinenseil wurde durch den Einsatz von Seilen aus der hochfesten Novoleen-Faser gelöst. Dieses Seil ist mit dem Kunststoff PPO beschichtet und ummantelt. Es weist eine Nutzlast von 3 Tonnen auf, die Bruchlast liegt mit 21 Tonnen siebenmal höher. „Solche Werte sind im Freileitungsbau für synthetische Zugseile und Rollenleinenseile erforderlich“, so Erspamer.

System hat sich bewährt

Beim OSS-System wird das Rollenleinenseil ohne Werkzeug in die Rollenblöcke eingeführt. „Die asymmetrische Gewichtsverteilung hat eine gleichmäßige Neigung aller Rollenblöcke zur Folge“, so Erspamer weiter. „Auf dem Rollenleinenseil sind bereits axiale Anschläge für die Rollenblöcke fixiert, so dass alle den perfekten Abstand voneinander haben. Das spart Zeit und erleichtert die Montage des Rollenleinensystems.”

Mit fünf Versuchs- und Simulationsreihen wurde die Zuverlässigkeit des Systems in Extremsituationen getestet und verbessert. Es kam unter anderem schon bei zwei Großprojekten in Deutschland zum Einsatz: Beim Bau der neuen 380 kV-Leitung von Birkenfeld nach Ötisheim im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW sowie bei der Sanierung einer 380 kV-Leitung für einen anderen deutschen Betreiber.

14/03/2024