Gehen Sie direkt zum Inhalt der Seite Gehen Sie zur Hauptnavigation Gehen Sie zur Forschung

Auch nach dem Anlegen im Hafen laufen Schiffsmotoren weiter und stoßen Schadstoffe aus. Eine Umweltbelastung, die dank der von Actemium entwickelten OPS-Lösung (Onshore Power Supply) abgestellt werden kann. Sie ermöglicht nämlich die CO2-freie Stromversorgung der Schiffe.

Schwefeloxid, Kohlendioxid, Stickoxide, Feinstaub…Schiffe stoßen besonders umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe aus. Laut einer Studie der Beratungsfirma CE Delft aus dem Jahr 2017 würden, falls keinerlei Maßnahmen ergriffen werden, die Emissionen aus dem Seeverkehr zwischen 2012 und 2050 um 20 bis 120 % steigen und sich dann auf 10 % des weltweiten Treibhausgasausstoßes belaufen.

Allerdings stoßen Schiffe nicht nur auf hoher See Schadstoffe aus. Die Schiffsmotoren laufen nämlich rund um die Uhr – auch im Hafen. Schließlich brauchen Beleuchtung, Heizung, Klima- und Kühlanlagen weiter Strom. Zu den Abgasen kommt noch die Lärmbelastung.

Actemium, die VINCI Energies-Marke für Industrieprozesse, hat deshalb bereits vor gut zehn Jahren eine Lösung zur Landstromversorgung von Schiffen entwickelt, die zu einer drastischen Abnahme dieser Belastungen führt. Bei diesem so genannten OPS-System (Onshore Power Supply) wird die Stromversorgung des Schiffes per Kabel mit dem Netz an Land verbunden.

„Dank dieser Lösung konnten von 2010 bis Oktober 2021 insgesamt 54 Tonnen CO2 eingespart werden.”

Es wird in der Actemium-Werkstatt Stora Höga nahe dem schwedischen Göteborg gefertigt, ist in einem Container verbaut und kann innerhalb weniger Tage installiert und in Betrieb genommen werden. Ein weiterer Vorteil: Das System ist mobil und somit auf dem gesamten Hafenareal einsetzbar.

Bis 11.000 V

Im Technikcontainer sind die Schaltanlagen, Frequenzumrichter und Trafos verbaut. Über ein 10 Meter hohes CMS (Cable Management System) erfolgt die Verbindung mit dem Bordnetz. „Schon allein die Steckdose wiegt 20 kg. Deshalb war ein möglichst einfach einzusetzendes Verbindungssystem erforderlich“, erläutert André Olofsson, OPS Projektmanager bei Actemium. Und weiter: „Die Nutzung erfolgt vom Schiff aus. Hafenseitig muss nicht eingegriffen werden. Es funktioniert sozusagen per Selbstbedienung.”

Bis zur Marktreife der Lösung waren mehrere Probleme zu lösen. „Zunächst einmal brauchten wir eine Anlage, die unter Einhaltung optimaler Sicherheitsbedingungen Spannungen bis zu 11.000 V liefern konnte“, so Olofsson. Aber dank modernster Technik gelang es Actemium, Hochspannung für das Bordnetz bereitzustellen.

„Eine weitere Schwierigkeit: Es gibt keinen einheitlichen Standard für das Bordnetz von Schiffen. Manche brauchen 50, andere 60 Hz. Deshalb haben wir eine Lösung entwickelt, die mit ein und derselben Ausrüstung sowohl 50 als auch 60 Hz liefern kann. Die Schiffsbesatzung wählt dann selbsttätig die Frequenz aus“, fügt Olofsson hinzu.

Weltweiter Markt

Der Einsatz von OPS bringt beträchtliche Vorteile. Zunächst für die Umwelt. „Dank dieser Lösung wird der Treibhausgasausstoß stark gesenkt. Insgesamt wurden von 2010 bis Oktober 2021 etwa 54 Tonnen CO2 eingespart“, unterstreicht Frank Berger, Brand Business Development Director bei Actemium.

„Außerdem entsteht deutlich weniger Lärm. In der Folge können Hafenstädte mehr Wohnraum in Küstennähe schaffen.”

Actemium hat bereits mehrere schwedische Häfen mit OPS ausgestattet, darunter Göteborg und Nynäshamn. In Norwegen verfügt der Hafen Kristiansand über ein solches System, in Frankreich Dünkirchen und Brest. „Die 2012 fertiggestellte Anlage im südschwedischen Ystad war damals die größte der Welt“, unterstreicht Berger.

Über den OPS-Club stehen die Actemium-BUs weltweit im Kontakt und tauschen sich aus. „Wir wollen möglichst viele Häfen ausstatten, etwa Hamburg in Deutschland, Rotterdam in den Niederlanden, Antwerpen in Belgien und Barcelona in Spanien. Wir haben darüber hinaus Kontakte nach Osteuropa, etwa nach Polen, aber auch nach Großbritannien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten.”

12/05/2022