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Nach der Fukushima-Katastrophe und aufgrund der Laufzeitverlängerung um 20 Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen in den französischen Kernkraftwerken weiter ausgebaut. Unter anderem tragen nun auch zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Sicherheit der kerntechnischen Anlagen bei.

© DAVID QUEYREL

Unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011 haben die französischen Behörden neue Szenarien in ihre Empfehlungen zur Reaktorsicherheit integriert. Unter anderem wurden deshalb umfangreiche Nachrüstungsvorschriften erlassen (lokale Notleitwarten, überschwemmungssichere Dieselgeneratoren, größere Kühlwasservorräte für die Notkühlung usw.).

Diese Umrüstungen werden im Rahmen des groß angelegten Sanierungsprogramms durchgeführt, das der Betreiber EDF zur Laufzeitverlängerung um 20 auf nunmehr 60 Jahre angestoßen hat. In diesem Zusammenhang wurden auch die Prüf- und Instandhaltungsmaßnahmen verstärkt. Bei diesem verbesserten Prozess spielen zerstörungsfreie Prüfverfahren eine wichtige Rolle. Dieser Begriff umfasst sämtliche Techniken, mit denen während der Produktion, der Benutzung oder bei einer Inspektion der Erhaltungszustand von Strukturen oder Werkstoffen geprüft werden kann, ohne sie zu zerstören.

Ausfällen vorgreifen

Die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke erfordert mehr Maintenance-Equipment, um die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu gewährleisten. „Das ist wie bei einem Auto, das einfach aufgrund des Alters nach 100.000 km Schäden aufweist, die im Neuzustand nicht geplant waren“, erläutert Philippe Bosch, Leiter für zerstörungsfreie Prüfverfahren bei VINCI Energies.

„Omexom NDT Engineering & Services, ein Unternehmen der Nuklearsparte von VINCI Energies, entwickelt Inspektionstechniken auf Grundlage von zerstörungsfreien Prüfverfahren. Diese Verfahren beschädigen die Ausrüstungen nicht, ermöglichen aber das Erkennen von Abnutzungserscheinungen, die über das normale Maß hinausgehen“, so Bosch weiter.

„Wir arbeiten nach den strengen Empfehlungen der französischen Behörde für Reaktorsicherheit, so dass sehr strikte Methoden und Inspektionen entwickelt wurden.”

Omexom NDT Engineering & Services arbeitet unmittelbar am Reaktor, an den sensiblen Komponenten des Primärkreislaufs, der den Kernbrennstoff im Druckbehälter kühlt. „Solche Arbeiten können aufgrund der Strahlung nicht von Menschen erledigt werden, deshalb sind sehr häufig automatisierte Geräte im Einsatz“, ergänzt Bosch.

Meistens werden für die Untersuchungen Wirbelstrom-, Ultraschall- oder akustische Verfahren genutzt. „Einige Methoden haben wir selbst entwickelt, eine davon bereits in den sechziger Jahren zur Überprüfung der Dichtigkeit von Dampferzeugern“, so der Experte weiter.

Französisches Know-how

Angesichts eines Kraftwerksparks mit 58 Reaktoren, bei dem die ältesten Anlagen seit über 40 Jahren im Betrieb sind, ist Frankreich eine Referenz in dem Bereich. „Hier ist ein kompletter Industriezweig mit eigenständigen, erfahrenen Fachfirmen entstanden, die entsprechende Inspektionen in den Kraftwerken durchführen“, berichtet Bosch.

Und er fügt hinzu: „In dem Bereich arbeiten wir nach den strengen Empfehlungen der französischen Behörde für Reaktorsicherheit ASN. Deren Sicherheitsanforderungen sind extrem hoch, so dass sehr strikte Methoden und Inspektionen entwickelt wurden.“ Länder mit weniger Kernkraftwerken (Südafrika, Slowenien, England usw.) oder jene, die erst seit kurzem auf Kernkraft setzen (China…), wenden sich deshalb an Frankreich, um von diesem Know-how zu profitieren.

 

12/04/2018