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Das angekündigte Ende der Pkw-orientierten Ära führt Stadtverwaltungen dazu, sich Fragen über die Zukunft und Umnutzung von Parkhäusern – in Wohnungen, Büros, Logistikzentren usw. – zu stellen. Hier ein Überblick über zehn denkbare Ansätze.

Durch die Energiewende und den digitalen Wandel werden unsere für den Auto- und speziell auch den ruhenden Verkehr ausgelegten Städte ernstlich hinterfragt. Der zunehmende Trend zu Elektro- und autonomen Fahrzeugen, neuen Mobility-Angeboten wie Uber, Carsharing sowie alternativen Verkehrsmitteln wie E-Bikes und E-Scooter bedeutet, dass die Zahl der Autos und folglich der Parkraumbedarf sinken werden. In den Vereinigten Staaten von Amerika wird der Parkraum auf insgesamt 20.000 km², die Fläche von New Jersey, geschätzt.

Die Frage, wie Parkhäuser umgenutzt werden können, stellt sich heute schon ganz konkret. An Ideen fehlt es nicht. Denn in allen Innenstädten herrscht akuter Platzmangel. Einige Ansätze sind bereits spruchreif, wie die Umnutzung in Wohnungen, andere werden von Architektenbüros, Hochschulen für Städtebau und lokalen Stadtplanungsstellen erkundet. Freie Fahrt für Innovation! Hier zehn Beispiele.

  • Wohnungen

Die Idee, Park- in Wohnhäuser umzubauen, ist nicht neu. Bereits in den 1930er Jahren kam es vor, dass ein Parkhaus zu einem Lagerhaus und 10 Jahre später zu einem Wohngebäude wurde. Neu ist das Tempo solcher Umnutzungsprojekte. Innerhalb von knapp zehn Jahren wichen Parkplätze in Boston einem 30-stöckigen Wohnturm und Parkdecks in Wichita/Kansas einem neuen Wohngebäude. Unter zahlreichen anderen Projekten befasst sich das Architektenbüro Gensler in Los Angeles mit kostengünstigen Unterkünften für Obdachlose. Bei ihrem „Pod“-Konzept handelt es sich um Fertigmodule, eine Art Plug-in-Container, die in die Parkdecks eingeschoben werden.

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  • Lagerhäuser oder Rechenzentren

Bei einem aus einer Tiefgarage entstandenen KMU-Hub in Brixton (Großbritannien) ging es um neue Ideen für Untergeschosse. Fensterlose Bauwerke eignen sich nicht unbedingt für Büros. Wenn sie nicht als Lagerräume genutzt werden, lassen sie sich unter Umständen auch zu einem Rechenzentrum umbauen.

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  • Dachgärten

Die Überlegungen in Bezug auf Parkhäuser richten sich auch auf die Nutzung von Dächern und speziell von Bauwerken mit Flachdächern. Wie so häufig lassen sich hier zwei Fliegen auf einen Schlag treffen. Neugestaltete Bereiche für Ruhe und Erholung können Gebäude zugleich vor Hitze schützen. Ein Gesundheitszentrum in Houston/USA hat sein Dach zu einem Zen-Garten umgestaltet. Während die auf dem früheren Parkdeck aufgestaute Sonnenwärme die Gebäudetemperatur nach oben trieb, profitieren die Patienten und ihre Angehörigen heute von dieser bambusbeschatteten Oase mit abgegrenzten Bereichen, die zur Meditation einladen.

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  • Mehrzweck-Service-Center

Drei Studentinnen der Hochschule für Design Nantes Atlantique in Westfrankreich haben Pläne vorgelegt, um ein Parkhaus in der Stadtmitte von Nantes in ein Mehrzweckzentrum umzuwandeln. Die unteren Etagen sind der urbanen Logistik mit Bereichen für Lastenräder und die Zustellung kleinerer Pakete vorbehalten. Auf einem weiteren Deck für sanfte Mobilität sind Fahrradständer und eine Fahrradreparaturwerkstätte untergebracht. Einige der Parkdecks werden weiterhin als Fahrzeugstellplätze genutzt und das Dach wird zu einem Treffpunkt für die Bewohner mit einem Kinderspielplatz, einer Bühne und einer Bar.

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  • Undergroundzentrum

Die nicht auf der Hand liegende Umnutzung einer Tiefgarage in ein Underground-Forum entspringt der Feder dreier Studenten des Masterlehrgangs Nachhaltige Stadt der Hochschule für Design Nantes Atlantique. „Die Idee war, das Forum durch einen Mittelschacht ausgehend vom Platz, unter dem die Tiefgarage liegt, sichtbar zu machen und für ein besonderes Ambiente zu sorgen“, erklärt Zélia Darnault, Dozentin an der École de Design Nantes Atlantique. Die Etagenbelegung ist vielfältig: eine Fahrradreparaturwerkstätte, ein Veranstaltungsraum, Fitnessstudios, und eine vernetzte Leitwarte, in der alle von der Stadt generierten Daten zusammenfließen und angezeigt werden.

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  • Lieferzentrale

Eine weitere Idee der Studenten der École de Design Nantes Atlantique war die Nutzung einer Tiefgarage als Logistikplattform: eine zentrale Annahmestelle von Paketen sowohl für gewerbliche als auch private Kunden. Für die im Innenstadtbereich stets problematische Zustellung auf der letzten Meile sollen u. a. auch Lastenräder zum Einsatz kommen. Die Plattform könnte auch als Experimentierfeld für künftige Transportarten dienen, wie die Paketlieferung mittels Drohnen vom Dach oder von der Rampe aus.

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  • Dreierpack: Schwimmendes Parkdeck, Wasserspeicher und Grünfläche

Die Architekten von Third Nature haben für mögliche Risiken des 21. Jahrhunderts – klimawandelbedingte Überflutungen, Parkplatzprobleme und ein Manko an Grünflächen – vorgesorgt. Ihr „POP-UP“-Projekt bietet im Dreierpack einen unterirdischen Wasserspeicher, ein Parkdeck und eine Grünfläche. Bei starken Regenfällen füllt sich der unterirdische Speicher mit Wasser und treibt das schwimmende Parkdeck wie einen Korken nach oben. Bei Extremwetterereignissen verfügt die Stadt mit dem nun überirdisch gelegenen Bauwerk über einen sicheren Abstellplatz für Fahrzeuge, während die Bewohner die Grünflächen auf dem Dach dann nutzen können, wenn das Becken leer ist.

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  • Community Spaces

Der jährliche Park(ing) Day in San Francisco gibt den Bewohnern Gelegenheit, Ideen auszuprobieren, wie die Parkplätze der Stadt auf andere Art und Weise genutzt werden können. Künstler, Stadtplaner und Bewohner haben beispielsweise Rasenstreifen ausgerollt und entlang den Gehwegen vorübergehend Bäume und Bänke aufgestellt. In Frankreich wurde ein Teil des Parkplatzes Jacques Duclos in Montreuil experimentell zu einem Park mit Kinderspielplatz und Holztischen für Kartenspieler umgewandelt. Die dem ruhenden Verkehr entzogene Fläche lässt sich auch für Fitnessparcours und Radwege nutzen.

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  • Neue Vorschriften

Sie stehen noch nicht in allen Ländern auf der Agenda, sollten es jedoch, wenn weitere Fortschritte in Richtung „Smart Building“ gemacht werden sollen. Aktuell zieht der vorgeschriebene Bau von Tiefgaragendecks für neue Wohn- und Bürobauten oft widrige Effekte nach sich. Bei der Projektentwicklung wird die Wohnfläche unter Umständen bewusst reduziert, um weniger in Fahrzeugstellplätze investieren zu müssen. In den Vereinigten Staaten werden die Regeln in einigen Städten nun dahingehend verändert, dass die Projektentwickler Anreize erhalten, in Tiefgaragendecks zu investieren, die zwar teurer, dafür aber umnutzbar sind.

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  • Evolutives Bauen

Die Umnutzung von Parkhäusern heißt nicht, dass künftig keine Bauwerke für Fahrzeugstellplätze mehr errichtet werden. Stadtplaner und Projektentwickler planen jedoch die künftige Umnutzung mit ein und sorgen für die künftige Nutzung als Büro- oder Wohnfläche vor.
In der Zentrale der Firma 84.51 in Cincinnati/USA können drei der Parkdecks nach Plänen des Architektenbüros Gensler künftig zu Büros umfunktioniert werden. Michael LeBlanc, einer der Experten des Architektenbüros Utile, das evolutive Parkhäuser in Boston entworfen hat, listet einige der bereits bei der Planung zu berücksichtigenden Punkte auf: Rampen, die sich zu Aufzugsschächten umbauen lassen, geneigte Böden zum leichteren Wasserablauf, die sich begradigen lassen, und Vorverkabelung des gesamten Gebäudes.

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12/09/2019