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Prozessoptimierung, Nachhaltigkeit, Konnektivität, Sicherheit und Gefahrenabwehr – angesichts wachsender Fluggastzahlen stehen Flughäfen vor riesigen Herausforderungen. Es gibt Lösungen – diese erfordern allerdings spezifisches Know-how.

Fünf Jahre nach Corona geht es der Luftfahrtbranche besser denn je. Laut Angaben der International Air Transport Association (IATA) dürfte in diesem Jahr die Marke von fünf Milliarden Fluggästen weltweit überschritten werden. Der Umsatz der Fluggesellschaften wächst um voraussichtlich 4,4 % und liegt dann erstmals über einer Billion Dollar. Eine spektakuläre Trendwende nach Verlusten von mehr als 183 Milliarden US-Dollar zwischen 2020 und 2022.

Getrieben von diesem Boom verzeichnet auch die Flughafenbranche gute Zahlen. „Die europäischen Flughäfen meldeten 2024 einen Verkehrszuwachs um 7,4 % und liegen nunmehr wieder auf dem Niveau vor Corona“, bestätigt Olivier Jankovec, Geschäftsführer des Airports Council International (ACI Europe).

Aber die Dynamik des Flugverkehrs hat sich verändert. Schrittmacher ist nunmehr der internationale Luftverkehr (+8,8 %), während Inlandsflüge lediglich um 2,5 % zugenommen haben. „Diese Entwicklung zeugt von einem Strukturwandel in der Branche. Inländische Verbindungen werden zunehmend per Bahn abgewickelt, während internationale Destinationen aufgrund mehrerer Faktoren zulegen: mehr Urlaubsflüge, aggressivere Billigfluglinien, Konsolidierung der Luftfahrtgesellschaften und zunehmende geopolitische Spannungen“, erläutert Jankovec.

Finanzbedarf

Dieses Wiedererstarken des Flugverkehrs ist wirtschaftlich tragfähig, wenn man der jüngsten Studie von ACI Europe über die ökonomischen und sozialen Auswirkungen (1) des Flughafengeschäfts Glauben schenken darf. „Europaweit trägt die Branche mit 851 Mrd. Euro zum BIP bei, das entspricht 5 %. Eine gute Fluganbindung ist schließlich eine wirksame Triebfeder für Handel, Fremdenverkehr und Produktivität und macht Investitionen attraktiver. Wenn sich die Luftverkehrsanbindung um 10 % verbessert, steigt das BIP um 0,5 % und die Beschäftigungsquote um 1,6 %“ unterstreicht der Geschäftsführer von ACI Europe.

„Der Flughafensektor trägt 5 % zum europäischen BIP bei.”

Angesichts des prognostizierten starken Wachstums der Branche müssen auch die Flughäfen ihre Kapazitäten enorm ausbauen. „Allerdings gibt es in unserem Sektor massive Defizite. Die Verschuldung hat gegenüber 2019 um 30 % zugenommen, und ohne massive Beihilfen können 2050 aufgrund fehlender Kapazitäten über eine Million Flüge nicht abgefertigt werden“, warnt Jankovec. Er fügt hinzu: „Bis 2040 beläuft sich der Investitionsbedarf allein in Europa auf 340 Mrd. Euro.“

Nachhaltiger Treibstoff, optimierte Abläufe

Neben diesem Kapazitätsproblem zeichnet sich eine zusätzliche, ebenso große Herausforderung ab: Die Kostensteigerung aufgrund der Klimamaßnahmen, die weiter forciert werden müssen. „In diesem Bereich müssen Produktionskapazitäten für nachhaltige, wettbewerbsfähige Treibstoffe aufgebaut werden, denn derzeit liegen die Kosten hier zwei- bis siebenmal über denen von herkömmlichem Kerosin“, bemerkt Jankovec.

Seit 2025 müssen dem Kerosin 2 % Ökokraftstoff beigemischt werden. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 20 % und bis 2050 auf 70 % steigen. Allerdings wurden 2024 weltweit nur eine Million Tonnen Ökokraftstoff hergestellt, das entspricht 1 % des Verbrauchs. „Bis 2040 sollen es 400 Millionen Tonnen sein“, so der Experte. Dieser Kraftstoff würde dann mit 56 % zum CO2-Einsparziel der Branche beitragen.

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Hebel bis zur langfristigen Erfindung klimaneutraler Luftfahrzeuge: die Erneuerung der vorhandenen Flotte – moderne Flugzeuge stoßen 20 % weniger CO2 aus. Allerdings kommt es bei neuen Flugzeugen derzeit zu erheblichen Lieferverzögerungen. Last but not least können die Abläufe an den Flughäfen gestrafft werden, und zwar sowohl in Bezug auf den Verkehr als auch auf Sicherheit und Gefahrenabwehr. „In diesen Bereichen eröffnen Automatisierung, Digitalisierung und vor allem auch die KI ganz neue Möglichkeiten, insbesondere bei der Fluggast- und Gepäckabfertigung“, sagt Jankovec, und bedauert gleichzeitig, „dass Europa in diesem Bereich hinterherhinkt, weil es keine zentralisierte Prüfung und Zertifizierung dieser neuen Technologien gibt.”

Dennoch werden vor Ort, also auf den Flughäfen, mit Unterstützung hochspezialisierter Fachfirmen Lösungen für diese branchenweiten Probleme umgesetzt.


Kennzahlen

  • 89,5 % Zunahme der Fluggastzahlen in Europa zwischen 2018 und 2040 (Quelle: ACI World Airport Traffic Forecast)
  • 8 europäische Flughäfen zählen zu den 20 weltweit bedeutendsten Luftverkehrsdrehkreuzen (Quelle: ACI EUROPE Airport Industry Connectivity Report 2024)
  • 51 % der am stärksten überlasteten Flughäfen weltweit liegen in Europa (Quelle: IATA Worldwide Slot Guidelines)
  • 12,3 Mrd. Euro beträgt das Investitionsdefizit der europäischen Flughäfen zwischen 2019 und 2023 (Quelle: Global Infrastructure Hub (GIH) der G20)

* Benefits of Airports & Air Connectivity. Unique Drivers of Competitiveness and Sustainable Prosperity for Europe

17/04/2025