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Innerhalb weniger Jahre hat sich die Laval Virtual zu einer wichtigen Messe für immersive Technologien entwickelt. Geschäftsführer Laurent Chrétien analysiert für The Agility Effect die Trends eines bedeutenden Zukunftsmarktes. 

Bildnachweis: Jean-Charles Druais

Wie kam die Laval Virtual im Jahr 1999 zustande? 

Impulsgeber war damals Bürgermeister François d‘Aubert. Er wünschte sich ein Instrument zur regionalen Wirtschaftsentwicklung und wollte um diese neuen Technologien herum ein eigenes Ökosystem aufbauen. Das war natürlich hoch gepokert! Aber über zwanzig Jahre später – 2023 wird die Laval Virtual zum 25. Mal stattfinden – kann man sagen, dass er recht behalten hat. Das VR-AR-Ökosystem beschäftigt heute etwa 400 Personen – die nordwestfranzösische Stadt Laval zählt etwa 50.000 Einwohner:innen – zudem ist die Messe zum internationalen Stelldichein für immersive Technologien geworden. Wir sind einer der größten Anziehungspunkte auf diesem Markt in Europa, wenn man einmal die großen Metropolen außer Acht lässt. 

Wie hat sich die Messe seit ihrem Start entwickelt? 

Die Laval Virtual hat die Entstehung und Entwicklung der immersiven Technologien begleitet. Zuerst in einigen wenigen Industriebranchen, etwa der Verteidigungs- und der Verkehrstechnik. Dann auch für ein breiteres Publikum, mit dem Aufkommen der VR-Brillen in den Jahren 2013-2014, die für eine Demokratisierung dieser Technologien gesorgt haben. 2013 hatten wir 80 Aussteller:innen, 2019 waren es über 300. Laval Virtual ist kein reines Profi-Event mehr, sondern ebenso eine Gaming- und Kunstmesse für breitere Besucherschichten – siehe die Ausstellung RectoVRso. 

Welches waren die Schwerpunkte und Trends der diesjährigen Messe Mitte April? 

Punkt eins: Immersive Technologien sprechen neuerdings praktisch alle Sinne an. Auge und Ohr natürlich, aber auch den Tastsinn mit neuen haptischen Lösungen, etwa speziellen Handschuhen, die einen virtuelle Objekte fühlen lassen, die man berührt oder anfasst. Der neueste Schrei ist die Simulation von Wärme- und Kälteempfinden. Sogar der Geruchssinn wird angesprochen, dafür werden computergesteuerte Duftdiffusoren eingesetzt. 

Punkt zwei: Sämtliche Hersteller:innen von VR-Brillen sind zurück. In den Anfangsjahren verkauften sich deren Produkte eher zögerlich, aber in der Coronakrise hat sich die wachsende Offenheit des heutigen Publikums für diese neuen Technologien gezeigt. Ich glaube, dass es hier auch kein Zurück mehr geben wird. 

Letzter Punkt: In diesem Jahr lag alles im Trend, was mit dem Metaversum und virtuellen Welten zu tun hat. Dieser Markt boomt und schafft Tausende Arbeitsplätze. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Anzahl der Plattformanbieter verfünffacht: von 40 auf über 250. Komodal, eine auf virtuelle Welten spezialisierte Eventagentur, die wir im Juli gestartet haben, ist bereits eine wichtige Größe auf diesem Markt. Sie ist sogar die größte französische Ausrichterin virtueller Events und hat innerhalb eines Jahres über 300 Veranstaltungen organisiert. 

Wie marktreif sind die immersiven Technologien heute?  

Im Profibereich ist der Markt der immersiven Technologien absolut reif. Die Kompetenzen sind da, die Hardware wird immer erschwinglicher und alle wollen definitiv in diese neuen Technologien investieren. Komodal hat übrigens ein Fortbildungsangebot erarbeitet, das sich auf die Nutzung immersiver Technologien in der Industrie, im Service oder in der Erziehung und Bildung bezieht. Wir haben bereits mehrere Kund:innen in diesem Bereich. 

Im Consumerbereich geht die Entwicklung langsamer und schrittweise voran. Sicher werden, ausgehend von Profianwendungen, immersive Technologien nach und nach in unseren Alltag Einzug halten – dabei geht es um weit mehr als um Gaming. Zunächst dürften davon Reisen, Erziehung und Bildung betroffen sein. Aber sicherlich werden in den nächsten Jahren zahlreiche weitere Anwendungen dazukommen. 

Die Laval Virtual ist auch in Amsterdam und im chinesischen Qingdao präsent. Welches sind die wichtigsten Innovationen außerhalb Frankreichs?  

Die Strategien unterscheiden sich von Land zu Land. China ist der weltweit größte Hersteller von VR-Brillen. Das Land positioniert sich klar im Consumerbereich und setzt auf Entertainment und Erziehung. Am weitesten sind ansonsten Japan, Korea, die USA, sowie in Europa Frankreich und Deutschland. Aber auch die Schweiz und Österreich stechen heraus, beide Länder verfügen über umfangreiche Kapazitäten zur Gründung von Start-ups in diesem Bereich. 

„Projektfinanzierung und Ausweitung des Marktes über die Landesgrenzen hinaus sind in Frankreich schwierig” 

Wie positioniert sich Frankreich weltweit in Sachen AR/VR-Innovationen? 

Frankreich ist recht gut dabei, auch wenn wir nicht zu den führenden Nationen zählen. Projektfinanzierung und Ausweitung des Marktes über die Landesgrenzen hinaus gestalten sich schwierig. Dennoch hat das Land dynamische Firmen wie Lynx, ein VR-Brillenhersteller, oder Immersion, ein Lösungsintegrator, und natürlich Komodal. Der französische Markt zählt immerhin 500 bis 600 Unternehmen im Hard- und Softwarebereich, die Anwendungen und Nutzungsmöglichkeiten für diese Technologien entwickeln. 

18/07/2022