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Sprachassistenten, die sich in der breiten Öffentlichkeit großer Beliebtheit erfreuen, sind in der Berufswelt noch selten. In einigen Industrie- und Servicebereichen laufen jedoch schon erste Tests, um dieses neue Instrument zur Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu erproben.

Zur Kontaktaufnahme mit dem Sprachassistenten bietet der Weltmarktführer Amazon, bis vor Kurzem nur per Echo-Box mit Alexa präsent, heute in den Vereinigten Staaten bereits ein ganzes Arsenal an Bluetooth-Geräten wie vernetzte Kopfhörer, Ringe und Brillen. Den Anfang der Success Story dieser Mensch-Maschine-Schnittstelle machte 2011 Siri in den iPhones von Apple.

Haupteinsatzgebiet sprachbasierter Technologien ist derzeit die Unterstützung von Wartungstechnikern.

Vernetzte Lautsprecher (Amazon Echo, Google Home, Apple Home Pod) gibt es seit 2014 in den Vereinigten Staaten (Echo-Markteinführung) und seit zwei Jahren in Frankreich. Weltweit sollen bis dato 114 Millionen in Betrieb sein. Die Fachwelt geht von einem rasanten Wachstum in den nächsten fünf Jahren aus. In den Vereinigten Staaten ist bereits jeder vierte Haushalt damit ausgestattet. In Frankreich sind aktuell 3,2 Millionen vernetzte Lautsprecher im Einsatz, gegenüber 1,7 Millionen in 2018 (einer Erhebung des Instituts Médiamétrie zufolge), sowie 16 bis 20 Smartphone-Sprachassistenten (Roland Berger).

Hintergrundlärm und Sicherheitsaspekte

Sprachassistenten im beruflichen Umfeld haben noch Seltenheitswert. Eine der Schwierigkeiten ist beispielsweise der Hintergrundlärm, der in Fabriken und Werkstätten, aber auch in Open-Space-Büros die Spracherkennung beeinträchtigt.

Bremsend für die massive Einführung im B-to-B-Bereich wirkt auch die Frage: Wie sicher sind eigentlich die Sprachsignale in Richtung Cloud, die nach Bearbeitung durch Algorithmen zu Antworten werden, nach denen gehandelt wird? Zumal Google und Amazon vor Kurzem zugegeben haben, dass über diese Lautsprecher laufende Gespräche von Menschen verstanden und abgehört werden können.

Um in Sachen sprachfähige Lösungen nicht ausschließlich auf die GAFA-Konzerne angewiesen zu sein, haben rund dreißig öffentliche Einrichtungen (Forschungslabors) und private Akteure (wie Snips und Kwalys) das Voice Lab gegründet, „um sich in Bezug auf Sprachfähigkeit in Frankreich und Europa vom internationalen Wettbewerb abzuheben und mithilfe von APIs und effizienten Voice-orientierten Diensten Alternativen zu bestehenden Lösungen zu bieten“.

Voice: attraktiv oder bedenklich?

Neben technischen und sicherheitsrelevanten Aspekten ist eine sprachgestützte Lösung natürlich auch mit Kosten verbunden. Nach Meinung von Hicham Tahiri, CEO von Smartly.ai, sind im Falle einer Eigenentwicklung schätzungsweise 300 000 Euro und 1 Jahr Entwicklungszeit notwendig, bei Fremdvergabe 70 000 Euro und sechs Monate beziehungsweise 40 000 Euro und 2 Monate bei Rückgriff auf ein Softwarehaus und dessen Expertennetz.

Trotz dieser Hürden tauchen erste sektorspezifische Anwendungen auf, hauptsächlich im Kundendienst und im E-Commerce (Voicebots beziehungsweise Chatbots, die sich auf Sprache und nicht auf einen textbasierten Austausch stützen), aber auch in Gewerbe und Industrie.

Einer Pindrop-Studie zufolge, für die 500 Unternehmer und IT-Leiter befragt wurden, werden 85 Prozent der Unternehmen für die Kommunikation mit ihren Kunden bis Ende 2019 über eine sprachbasierte Technologie verfügen. Ebenfalls zu 85 Prozent befürchten sie jedoch auch, dass kundenseitige Bedenken, dass ihre Daten missbräuchlich genutzt werden könnten, drosselnd wirken.

Attraktiv oder bedenklich? Voice-Systeme werden als beides zugleich wahrgenommen. Für sprachbasierte Anwendungen heißt es dennoch: Tendenz steigend. Das lothringische Start-up Vivoka bietet beispielsweise neben Software-Lösungen auch Zac, einen Sprachassistenten für die Hotelbranche.

Wie das Jungunternehmen im Juni dieses Jahres mitteilte, will es den weltweit ersten Marktplatz für Voice-Technologien, den Voice Market, einrichten, um Firmen dabei zu unterstützen, sich im Angebot an Chatbots und sonstigen sprachbasierten Lösungen zurechtzufinden.

Sprachgesteuerte Roboter?

Vogof (Spix) ist ein intelligenter Sprachassistent für die Industrie und ein System für „Industrie-4.0-Techniker“ der südfranzösischen Firma Simsoft Industry.

Haupteinsatzgebiet sprachbasierter Technologien ist derzeit die Unterstützung von Wartungstechnikern, zum Beispiel für die Instandhaltung von Leitungsnetzen. Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung eines Sprachassistenten zur Ansteuerung von Werkzeugmaschinen durch das amerikanische Start-up ITSpeex.

Bevor sprachgesteuerte Roboter in der Produktion eingesetzt werden können, müssen jedoch erst die einschlägigen Regelwerke überarbeitet werden. Es gibt noch keine ISO-Normen für diese Technologie. Gegenüber den Bedienern von Produktionsanlagen ist ferner der Nachweis zu erbringen, dass diese neue Schnittstelle effektiv eine Arbeitserleichterung für sie bedeutet. Darüber hinaus müssen sie in Sprachprogrammiertechniken geschult werden, damit der Sprachassistent ihre Befehle richtig versteht und ausführt.

12/12/2019